Herr Moppelmann – mo 20
28. August 2010 von Donna
Endlich war Josh im Bett. Heinz Werner atmete auf, ein gemütlicher Abend mit Marlene lag vor ihm. Der Rotwein war entkorkt, die Gläser standen bereit, als sie sich zu ihm setzte und ankuschelte.
„Na, ganz schön anstrengend mit Josh und mir – oder?“, fragte sie.
„Eher ungewohnt, würde ich sagen, es ist schon so lange her, dass meine Kinder klein waren. Und damals, nun ja, da hat meine Frau das alles gemanagt, so viel habe ich von den Kindern gar nicht mitbekommen, ich hatte meinen Job, wollte was werden…“, antwortete er.
„Dann bist du der typische Karrierepapa“, warf sie ein, „Komm, lassen wir das, ich möchte das letzte Wochenende vor den Abiturklausuren genießen. Wenn ich die nämlich erst auf meinem Schreibtisch liegen habe, dann ist es besser, dass wir uns nicht sehen. Die Korrektur ist so zeitintensiv, da könntest du mir lediglich beim Schlafen oder Korrigieren zusehen.“
Heinz Werner konnte diese Äußerung nicht richtig deuten: „Wie? Das ist jetzt ein Scherz – oder? Du übertreibst…“
„Nein, das ist die arbeitsintensivste Phase im Schuljahr – aber da kommen wir schon durch…“
„Da hilft also nur Lieben auf Vorrat, am besten fangen wir gleich damit an…“
Und so verlief dieses Wochenende sehr harmonisch. Die Speicherkapazität für Streichel- und Liebeseinheiten schien unendlich.
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Sibylle saß, kaum dass sie am Samstag aufgestanden war, schon wieder an ihrem Lap-Top. Eine Nachricht von Rainman: Liebe Happyend! Vielleicht entscheidest du ich ja doch noch für uns und die Lammkeule. Gruß – Ulf
Na, der ließ ja nicht locker! Aber wer konnte garantieren, dass er wirklich zwei Kinder hatte und nur ein gemeinsames Abendessen auf dem Programm stand? Vorsicht! Niemals sofort in fremde Wohnungen! Daran würde sie sich halten, auch wenn es noch so harmlos schien.
Zweite Nachricht von „Irrlicht“: Man trifft im richtigen Leben selten eine Frau mit solch einer charmanten Ausstrahlung wie du sie hast. Darf ich es wagen zu hoffen, dass du mir antwortest? Ich würde dich gerne persönlich kennenlernen. Herzlichst – Günther
Upps, wer hatte sich den da verirrt??? Schnell klickte sie das zugehörige Profil an, das die üblichen Vorzüge in besonderem Maße hervorhob und ihn als wahren Gentleman erschienen ließ: belesen, weit gereist, sehr erfolgreich (im medizinischen Bereich), sportlich (Golf, Segeln, Tennis), außerordentliche Kenntnisse in der Zubereitung der gehobenen Gourmet-Küche…
‚Nun, warum nicht?‘, dachte Sibylle, ‚antworten kostet nichts. Mal sehen, wer sich wirklich dahinter verbirgt, hinter diesem Mann, der zwölf Jahre älter ist als ich.‘ Also schrieb sie: Hallo Günther! Dein Foto und das zugehörige Profil erscheinen mir recht interessant. Vielleicht magst du noch ein wenig mehr über dich schreiben. Gruß – Sibylle