TEXT! Donna schreibt …

Vor einer Woche konntet ihr hier alle Geschichten lesen, die sich die AutorInnen der Schreibwerkstatt ausgedacht hatten.

Heute könnt ihr die Geschichte von Karin Greiner sogar HÖREN.

Renate Blaes hat sie ganz einfühlsam und zauberhaft gesprochen und uns allen damit ein Weihnachtsgeschenk gemacht, das wirklich von Herzen kommt. Vielen lieben Dank, Renate.

Ein schönes Adventswochenende wünscht euch – Donna

Dass sie sich gegenseitig überraschten mit irgendwelchen liebevoll ausgesuchten Geschenken, das war schon lange vorbei. So war die Angelegenheit mit den Weihnachtsgeschenken auch dieses Jahr schnell geklärt. Er würde sich eine neue Hub-Stich-Pendel-Säge kaufen und sie sich eine Getreidemühle. Das war praktisch und würde der ganzen Familie zugute kommen – und außerdem hätten sie diese Geräte sowieso angeschafft.

Ein Mensch, dessen Herz weit und gütig ist,

Gleicht einer Frühlingsbrise,

Die alles wärmt und sprießen lässt:

Wer mit ihm in Verbindung kommt, wächst.

Ein Mensch, dessen Herz kalt und hart ist,

Gleicht dem Schnee aus dem Norden,

Der alles erbleichen und erstarren lässt:

Wer mit ihm in Berührung kommt, stirbt ab.

Hung Ying-Ming

Alle Jahre wieder

Weihnachten stand vor der Tür und wieder einmal hatte es diese endlosen Diskussionen gegeben.
Frieda hatte die gesamte Gesellschaft hartnäckig aufgefordert den Überlieferungen der Alten zu glauben. Es war eine gefährliche Jahreszeit, hatte man immer wieder mal gehört, obwohl keiner so recht wusste, wer es erzählt hatte. Es gab ja kaum Alte in ihrer Familie, aber irgendwer musste diese Dinge doch mal gewusst haben. Die Jungen schnatterten aufgeregt in die Runde, so von wegen alles Blödsinn und es geht uns doch wunderbar. Hatten wir jemals mehr zu fressen als in den vergangenen Wochen – he? Herbert und sein Kumpeline Berta dagegen – sie waren ja schon immer Draufgänger gewesen – gruben mit ihren Schnäbeln seit Tagen an einer Ecke unterhalb des Maschendrahtes, die Bauer Krüger bisher noch nie kontrolliert hatte.

Und hier könnt ihr weiterlesen…

„Aber liegt nicht auch etwas Positives darin, wenn einen etwas betroffen macht, dass man der Wahrheit, und sei es auch nur ein paar Stunden und in Bezug auf die eigene Person, offen ins Auge sieht?“

Das fragt sich Kathleen de Burca in Ein alter Taum von Liebe, geschrieben von Nuala O’Faolain

Eindeutig eine rhetorische Frage. Die Wahrheit – und sei sie auch noch so schmerzhaft – öffnet die Augen. Und Enttäuschungen sind dazu da, Täuschungen aufzuheben und verzerrte Wahrnehmungen gerade zu rücken.

Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.

Pablo Picasso

Da frage ich mich, wie schnell der Alltag die Seele zustauben lässt. Das geht schneller, als man denkt – schleichend und ohne dass man es merkt. Was hilft? Frischer Wind, raus aus den Gewohnheiten, innehalten und die Aufmerksamkeit auf etwas Schönes lenken. Und ist nicht alles, was wir als schön empfinden im weitesten Sinne Kunst?

…oder noch gar nicht fertig mit der Weihnachtsbäckerei? Manche sollten sich auch noch mal vergewissern, ob der Inhalt der gut gefüllten Dosen nicht schon auf wundersame Weise rapide geschrumpft ist.

Alle, die noch Anregungen brauchen bezüglich der Keksbäckerei, können sich hier inspirieren lassen. Die Zeitschrift Gourmet hat die Favoriten von 1940 an auf einer speziellen Seite kunstvoll dokumentiert mit den entsprechenden Rezepten – leider alles in englischer Sprache, aber das ist bestimmt kein Problem für euch. Allein das Anschauen ist schon ein Genuss und verführt vielleicht noch in letzter Minute zum Nachbacken.

Viel Spaß!

Nun könnt ihr lesen, worüber Menschen in der Weihnachtszeit diskutieren. Zwölf Autorinnen und Autoren haben sich etwas einfallen lassen zu dem vorgegebenen Geschichtenanfang :

Weihnachten stand vor der Tür und wieder einmal hatte es diese endlosen Diskussionen gegeben…

April – April Showers!

Bigi – Synchronuniversum!

Brigitte – La-Palma-Bloggerin!

Donna!

Elke – Mainzauber!

Ingrid – Waldviertelleben!

Jorge – Traumtuch!

Karin – Pflanzenlust!

Hören könnt ihr Geschichte von Karin hier. Renate Blaes hat sie gesprochen.

Murmeltiertag – Quergefönt!

Petra – Follygirl!

Spini

Yolanda!

Ich wünsche allen eine schöne Advents- und Weihnachtszeit – und natürlich viel Spaß beim Lesen.

Lebkuchengrüße von Donna

DER PATCHWORK-OPA

Weihnachten stand vor der Tür und wieder hatte es diese endlosen Diskussionen gegeben…

…Diskussionen darüber, wer wann wo und mit wem die Weihnachtsfeiertage verbringen wollte – könnte – müsste.
Es war wirklich nicht einfach, aber es war ihr so unendlich wichtig, die Weihnachtsfeiertage mit Chris zu verbringen, dessen Töchter bei seiner Exfrau Kathy lebten. Ihr schwirrte der Kopf, wenn sie an all die Möglichkeiten dachte, die sich ergaben:

1.  Chris am 24. und 25. mit den Kindern bei Kathy und ihrem neuen Partner.
2. Chris mit den Kindern am 24.bis 18.00 Uhr bei ihnen zu Hause, dann die Mädchen zu Kathy bringen und am Abend des 25. wieder abholen und mittags am 26. wieder zurückbringen.
3.  Chris am 24. bei Kathy wie unter 1. – die Kinder morgens am 26. abholen, abends wieder hinbringen.
4.  Chris und sie am 24. bei Kathy, 25. und 26. jeder für sich.
5.  Kathy mit Kindern und Partner am 24.bei Chris und ihr…

Bei Punkt 4 und 5 konnte sie sich nur eine mittelschwere Katastrophe vorstellen. Sie ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Egal, dieser Frust war es wert, auch für sich allein eine Flasche Prosecco zu öffnen. Mmh, gar nicht mal so schlecht, dieser Problemlösungsbeschleuniger!

Macht doch eure ganzen Absprachen ohne mich! – Den Opa habt ihr alle noch gar nicht mit einbezogen in eure Überlegungen! – Es wird auf irgendeine vermurkste Regelung hinauslaufen, die keiner auch nur annähernd gut findet. – Man kann Kinder nicht so aufteilen und hin- und herschicken… – Am liebsten würde ich mich ausklinken – nur dieses eine Mal – wirklich, nächstes Jahr habe ich dann wieder die Kraft für dieses Hick-Hack.

Die Flasche war halb voll oder halb leer, als Chris nach Hause kam. Sie merkte sofort, dass er nicht gerade gut gelaunt war.
„Was ist los? Gab es Ärger im Geschäft?, begann sie das Gespräch.
„Nein, da ist alles in Ordnung, aber es gibt eine neue Variante zu unseren Weihnachtsüberlegungen – Kathy wird mit den Kindern über die Feiertage verreisen“, antwortete er.
„Ist doch super, dann bahnt sich ja vielleicht eine neue Regelung an, ein Jahr sind die Kinder bei ihr und im nächsten Jahr haben wir sie für uns!“, entfuhr es ihr prosecco-spontan. Als sie sein trauriges Gesicht sah, schob sie schnell hinterher: „Du, dann feiern wir mit den beiden Mädels Silvester – aber so richtig!!!“

„Ja, dann feiern wir mit ihnen Silvester…“, wiederholte er müde. „Und noch eins, den Opa, den müssen wir dann übernehmen, wenn sie verreist sind.“

Jetzt war das Maß aber voll!!!
„Sag mal, habe ich das richtig verstanden? Deine Ex macht sich mit ihrem Lover und den Kindern über Weihnachten ein paar schöne Tage und will uns ihren Vater aufdrücken??? Ich habe keine Lust auf diesen Patchwork-Opa, der jetzt irgendwie übrig ist. Er ist ein fremder Mann für mich, auch wenn er dein Schwiegervater oder besser Ex-Schwiegervater ist! Weißt du was, du kannst Weihnachten mit ihm allein verbringen, ich werde nämlich auch verreisen!“

Chris hatte sich auch ein Glas Prosecco eingeschenkt, hielt es aber die ganze Zeit nur in der Hand, ohne zu trinken. Nachdenklich sah er sie an.
„Du, die Reise ist noch gar nicht gebucht, wenn sie nichts Passendes finden, dann müssen wir sowieso noch mal ganz neu entscheiden…“

Sie fiel ihm einfach ins Wort: „Du, Chris, ich bin raus aus eurer gesamten Weihnachtsnummer – macht, was ihr wollt! Entscheidet, verwerft es, entscheidet neu – ich kann und will nichts mehr damit zu tun haben – bei aller Liebe zu dir und deinen Kindern, es macht mich fertig!“

Sie drehte sich um und verschwand schnell in ihr Arbeitszimmer, so dass sie nicht mehr mitbekam wie Chris verzweifelt flüsterte: „Ja, es macht mich auch total fertig, bei aller Liebe…“

Da waren einige AutorInnen nicht nur fleißig in der Backstube, sondern auch in der Schreibwerkstatt.

Falls auch ihr gespannt seid, welche Geschichten entstanden sind aus dem vorgegebenen Anfang ‚Weihnachten stand vor der Tür und wieder einmal hatte es diese endlosen Diskussionen gegeben…, dann schaut einfach rein in Donnas Schreibwerkstatt. Ihr seid herzlich eingeladen.

Bis gleich!