Allen meinen Lesern und Leserinnen wünsche ich ein schönes Weihnachtsfest – so schön wie es nur eben geht – es liegt in eurer Hand!
Und nun? Noch schnell die letzten Geschenke einpacken? Den Tannenbaum schmücken? Lametta bügeln? Tisch decken? Gläser polieren? Oma abholen?
Für alle, die doch noch ein wenig Zeit zum Lesen haben, ist folgende Geschichte.
Merry X-Mas! – Donna
ZUBLINZELN WERDE ICH DIR
Weihnachten stand vor der Tür und wieder einmal hatte es diese endlosen Diskussionen gegeben…
…Diskussionen über die richtige Auswahl der Plätzchensorten. Je älter Anna wurde – und sie war mittlerweile schon eine 80-jährige Lady -, desto früher fing sie mit den Überlegungen an, an denen sie auch Faustin, ihren Ehemann, teilhaben ließ. Seit ihre Kinder aus dem Haus waren, unterzogen sie sich am ersten Adventswochenende einem Backmarathon, um jedem ihrer Sprösslinge eine Dose selbstgebackener vorweihnachtlicher Fürsorge zukommen zu lassen. Mit der Zeit wurden die Dosen immer größer, denn erst kamen die Schwiegertöchter und -söhne dazu, dann die Enkel. Alle wussten diese liebgewonnene Tradition wirklich zu schätzen, keiner wollte darauf verzichten.
„Ach, Faustin, dieses Jahr fällt es mir besonders schwer, mich zu entscheiden.“ Dabei blätterte sie in den unzähligen Zeitschriften, die sie bereits seit Herbstbeginn sammelte und mit Lesezeichen versah. „Du weißt, zwölf Sorten – jedes Jahr – all unsere Familienrezepte – und nur eins wird gegen ein neues ausgetauscht. Was hältst du von Aprikosen-Pinien-Päckchen oder Walnussberge?“
„Ja, ja, ist schon recht“, brummelte Faustin und dachte schon mit Schrecken an die lange Einkaufsliste für all die Zutaten. „Und, was soll ich dir diesmal vorlesen? Hast du einen Wunsch? Vielleicht einen Krimi?“, fragte er. An den zwei heiligen Backtagen wich Faustin nicht von Annas Seite. Er reichte ihr das Mehl an, wenn der Teig zu klebrig war, bestrich fertige Kekse mit Glasur, füllte die Dosen und war zuständig für den Grog, den sie sich zwischendurch gönnten. Während der längeren Zeiträume, in denen Anna Kugeln rollte, Kipferl formte oder auf die richtige Temperatur des Wasserbades für die Kuvertüre wartete, las er ihr vor – ruhig und bedächtig mit wohlklingender Stimme.
„Ein Krimi wäre nicht schlecht. Hast du noch einen guten, nicht zu langen?“
„Na, mal sehen, ich habe da schon eine Idee…“, sinnierte er und wurde auf einmal sehr still. „Sag, Anna, was machst du eigentlich, wenn ich mal nicht mehr bin? Ich meine, wer wird dir dann beim Backen vorlesen?“
„Mein guter alter Faustin, was hast du nur für krause Gedanken…Außerdem gibt es Hörbücher!“
„Was?“
„Hörbücher, Faustin, Hörbücher – und dass du mir dann nicht von da oben dazwischenquatschst!“
„Versprechen kann ich dir das nicht, aber aufpassen werde ich auf dich und dir zublinzeln, damit du dich für die richtige Kekssorte entscheidest.“