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Das Buch „Die Einsamkeit der Primzahlen“ von Paolo Giordano habe ich zu einem Viertel gelesen.

Klappentext: In einer ebenso klaren wie poetisch-eindringlichen Sprache erzählt Paolo Giordano die Geschichte von Alice und Mattia, die wie Primzahlenzwillinge nahe beieinander stehen und doch immer durch eine Winzigkeit voneinander getrennt bleiben. Komplexe Seelenzustände schildert er so genau, dass sie fassbar werden und uns tief berühren. Seine Prosa verwandelt auf magische Weise Schmerz in Trost.

Donna sagt: Ja, bis jetzt bin ich tief berührt und mittendrin in den schmerzhaften Prozessen der Protagonisten. Ich bin gespannt, ob und wie sich der Schmerz in Trost verwandeln wird. Ich frage mich allerdings, wie lange ich das als Leserin noch aushalten kann – den Kummer, die Grausamkeiten, die Einsamkeit… Manchmal muss man durchhalten, dann wird man belohnt und man wird getröstet. Schnell weiterlesen…

Zart und leicht angepudert mit Kakao kommt es daher – es krönt die heiße Schokolade, den Cappuccino und Latte Macchiato. Man muss kein Sahneverweigerer sein, um den Milchschaum eindeutig der kalorienreicheren Variante vorzuziehen – es ist auf jeden Fall eine Frage des Geschmacks und der Bevorzugung der flüchtigeren Konsistenz.

„Lass mich dein Milchschaumhäubchen sein“ – auch eine Art der Liebeserklärung an die Person, die sie zu verstehen weiß.

Schöne Wörter: klitzeklein

Klitzeklein bedeutet winzig. Es ist das entscheidende ganz kleine Bisschen.

Wir alle wissen, so einem klitzekleinen Schlückchen (doppelte Verkleinerung!) Wein oder einem klitzekleinen Stückchen Torte kann man einfach nicht widerstehen. Da es sich dabei um Mengen handelt, die fast homöopathischen Dosen gleichkommen, scheinen sie in jeglicher Hinsicht gerechtfertigt und toppen jeden vorherigen Genuss, da dieser um eine Versuchung bereichert, verlängert wird.

Und wir kennen auch diese klitzekleinen Augenblicke – man spricht ja nicht von Augenblickchen – , in denen manchmal alles entschieden wird. So brauchen wir nur klitzekleine drei Sekunden, um über Sympathie oder Antipathie zu entscheiden, die wir für einen Menschen empfinden.

Altjahreswoche

Diesen Ausdruck fand ich bei Sofasophien. Ich weiß nicht, ob das eine Wortneuschöpfung von ihr ist oder eine in der Schweiz gängige Bezeichnung für die letzte Woche des alten Jahres.

Nun, wie verbringt ihr die Zeit zwischen den Jahren, nachdem schon so viele gute Tage hinter euch liegen? Vertrödeln und verbummeln oder geschäftig noch einiges erledigen? Sich erst einmal ausruhen vom Weihnachtsstress oder schon wieder planen und vorbereiten für das nächste Event?

Ich freue mich auf die Neujahreswoche, wo langsam aber sicher die Normalität wieder einkehrt.

Daily Musings: Gegenwart

Der Mensch lebt nicht in der Gegenwart, sondern beklagt mit nach rückwärts gerichtetem Blick die Vergangenheit oder stellt sich, ungeachtet des Reichtums, der ihn umgibt, auf die Zehenspitzen, um die Zukunft vorherzusehen. Er kann nicht glücklich und stark sein, bis er auch mit der Natur in der Gegenwart lebt – über die Zeit.

Ralph Waldo Emerson

Ein schönes Weihnachtsfest

Allen meinen Lesern und Leserinnen wünsche ich ein schönes Weihnachtsfest – so schön wie es nur eben geht – es liegt in eurer Hand!

Und nun? Noch schnell die letzten Geschenke einpacken? Den Tannenbaum schmücken? Lametta bügeln? Tisch decken? Gläser polieren? Oma abholen?

Für alle, die doch noch ein wenig Zeit zum Lesen haben, ist folgende Geschichte.

Merry X-Mas! – Donna

ZUBLINZELN WERDE ICH DIR

Weihnachten stand vor der Tür und wieder einmal hatte es diese endlosen Diskussionen gegeben…

…Diskussionen über die richtige Auswahl der Plätzchensorten. Je älter Anna wurde – und sie war mittlerweile schon eine 80-jährige Lady -, desto früher fing sie mit den Überlegungen an, an denen sie auch Faustin, ihren Ehemann, teilhaben ließ. Seit ihre Kinder aus dem Haus waren, unterzogen sie sich am ersten Adventswochenende einem Backmarathon, um jedem ihrer Sprösslinge eine Dose selbstgebackener vorweihnachtlicher Fürsorge zukommen zu lassen. Mit der Zeit wurden die Dosen immer größer, denn erst kamen die Schwiegertöchter und -söhne dazu, dann die Enkel. Alle wussten diese liebgewonnene Tradition wirklich zu schätzen, keiner wollte darauf verzichten.

„Ach, Faustin, dieses Jahr fällt es mir besonders schwer, mich zu entscheiden.“ Dabei blätterte sie in den unzähligen Zeitschriften, die sie bereits seit Herbstbeginn sammelte und mit Lesezeichen versah. „Du weißt, zwölf Sorten – jedes Jahr – all unsere Familienrezepte – und nur eins wird gegen ein neues ausgetauscht. Was hältst du von Aprikosen-Pinien-Päckchen oder Walnussberge?“

„Ja, ja, ist schon recht“, brummelte Faustin und dachte schon mit Schrecken an die lange Einkaufsliste für all die Zutaten. „Und, was soll ich dir diesmal vorlesen? Hast du einen Wunsch? Vielleicht einen Krimi?“, fragte er. An den zwei heiligen Backtagen wich Faustin nicht von Annas Seite. Er reichte ihr das Mehl an, wenn der Teig zu klebrig war, bestrich fertige Kekse mit Glasur, füllte die Dosen und war zuständig für den Grog, den sie sich zwischendurch gönnten. Während der längeren Zeiträume, in denen Anna Kugeln rollte, Kipferl formte oder auf die richtige Temperatur des Wasserbades für die Kuvertüre wartete, las er ihr vor – ruhig und bedächtig mit wohlklingender Stimme.

„Ein Krimi wäre nicht schlecht. Hast du noch einen guten, nicht zu langen?“

„Na, mal sehen, ich habe da schon eine Idee…“, sinnierte er und wurde auf einmal sehr still. „Sag, Anna, was machst du eigentlich, wenn ich mal nicht mehr bin? Ich meine, wer wird dir dann beim Backen vorlesen?“

„Mein guter alter Faustin, was hast du nur für krause Gedanken…Außerdem gibt es Hörbücher!“

„Was?“

„Hörbücher, Faustin, Hörbücher – und dass du mir dann nicht von da oben dazwischenquatschst!“

„Versprechen kann ich dir das nicht, aber aufpassen werde ich auf dich und dir zublinzeln, damit du dich für die richtige Kekssorte entscheidest.“

Zwei Jahre waren wir zusammen – und naja, es hatte sich totgelaufen, irgendwie, ich spürte es genau. Das ist eine Frage der Zeit, sagte ich mir, fand einfach nicht den Mut, mit ihr Schluss zu machen, denn so ein ganz kleines bisschen schön war es immer noch.

Aber dann war sie auf einmal so verändert, suchte meine Nähe, ich ging auf Abstand. Wir stritten häufig und ich nahm mir fest vor: Vor Weihnachten bringe ich es noch über die Bühne. Ich fand es nicht gemein, sondern ehrlich.

Mit all meiner Aufrichtigkeit und dem festen Entschluss, unsere Beziehung zu beenden, stand ich am 23. Dezember also vor ihr. “Ich muss dir etwas sagen…”, so begann ich das Gespräch. Sie strahlte mich an, fiel mir um den Hals und flüsterte: “Ja, ich dir auch – das nächste Weihnachtsfest werden wir zu dritt feiern. Eigentlich wollte ich dir morgen erst davon erzählen, aber ich habe es vor Freude nicht mehr ausgehalten.”

Ich hielt sie fest an mich gedrückt, es war gut, dass sie meinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Endlich löste sich meine Sprachlosigkeit auf. “Das ist großartig”, stammelte ich und begann fast mechanisch ihren Rücken zu streicheln, “einfach großartig.” Sie weinte ein wenig, immer noch ihren Kopf an meine Schulter gelehnt. Ich spürte ihren Atem an meinem Hals, spürte ihre Wärme, ihre Verletzlichkeit, den Schutz, den sie nun brauchte.

“Freust du dich?”, fragte sie leise und ich log das Blaue vom Himmel herunter oder in diesem Fall das Lametta vom Weihnachtsbaum. “Na, da haben wir es ja mit einer richtig gelungenen Weihnachtsüberraschung zu tun…” Dabei versuchte ich meine Stimme sanft, zuversichtlich und überzeugend klingen zu lassen.

“Und, was wolltest du mir sagen?”, sie löste sich ein wenig aus der Umarmung und sah mich erwartungsvoll an.

Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, fühlte mich überrumpelt, hintergangen, mies, feige, ach, alles auf einmal, man kann das gar nicht beschreiben. Ein sekundenlanger Kampf in mir, irgendetwas Plausibles wollte sie jetzt hören. Jetzt. Sofort. Und ich verlogenes Dreckschwein hörte mich sprechen: “Nun, ich wollte dir sagen, dass wir uns morgen verloben, wenn du nichts anderes vorhast.”

Reflexion: So schreiben wie…

Sarah Kirsch ließ einmal ein Gedicht beginnen: „Der Droste würde ich gerne das Wasser reichen…“

Es gab Zeiten, da hätte ich der Wohmann gerne das Wasser gereicht… Gabriele Wohmann war meine Lieblingsautorin, als ich vor vielen Jahren anfing zu schreiben. Besonders ihre Kurzgeschichten und Erzählungen hatten es mir angetan.

So schreiben wie… Manchen gelingt das – mir nicht. Da ist etwas in mir, an dem ich einfach nicht vorbeikomme. So schreibe ich also weiterhin wie Donna und will niemanden mehr das Wasser reichen. Ich trinke es selbst.

Dies ist mein Beitrag für Elkes Adventskalender. Ich wünsche euch allen schöne und friedliche Feiertage.

GLÜHWEINBONBONS

“Da ist nichts”, sage ich mit Nachdruck zu meiner Freundin Lina, “wirklich nichts. Er hat mich ins Kino eingeladen am Sonntag, nichts Spektakuläres. Einfach nur so.”

Seit vielen Jahren arbeiten wir in einem Betrieb zusammen. Wir wissen unendlich viel voneinander. Ich habe seine Freundinnen kennengelernt, er meine Freunde, nicht immer persönlich, manchmal nur vom Erzählen. Ich weiß, dass er unseren Chef eigentlich nicht ausstehen kann, dass er mal hinter der Marion aus der Buchhaltung her war, dass er nicht frühstückt zu Hause, sich aber morgens vom Bäcker um die Ecke etwas mitbringt, immer so viel, dass für mich auch etwas dabei ist, dass er spart für einen vierwöchigen Amerika-Urlaub, dass seine Mutter Lehrerin ist und sich auf die Pensionierung freut, dass er seine fünf Hemden für die Woche meistens Sonntagabend vor dem Fernseher bügelt, dass er als Kind Angst hatte, vom Lügen abstehende Ohren zu bekommen…

Einfach nur so. Wir schlendern über den Weihnachtsmarkt, kalt ist es, er besteht darauf, dass ich seinen Schal umlege, hakt sich bei mir ein. Apfelpunsch, gebrannte Mandeln, bei der Zuckerwatte streike ich, so ein Klebkram!

Später im Kino. Werbung, Programmvorschau, dann fängt endlich der Film an. Nach einiger Zeit knistert es neben mir. Bonbonpapier. “Du auch?”, flüstert er. “Bloß nicht”, antworte ich leise, “sonst wird mir schlecht.”

Der Film gefällt mir. Ganz selbstverständlich nimmt er meine Hand und lehnt seinen Kopf an meine Schulter. Irgendwie schön, auch der fast scheue, behutsame, lange Kuss, der nach Glühweinbonbons schmeckt.

“Weißt du”, sagt er noch nach Jahren, “im Hellen hätte ich mich nie getraut.”

Wenn wir im Chemieunterricht sehr sachlich über die Veresterung sprechen, kommen wir ganz automatisch auf die Aromen zu sprechen. Ein Wunder, dass aus einer Säure und einem Alkohol eine wohlriechende Substanz werden kann. Setzen wir unsere Erkenntnisse dann in den Versuchen praktisch um, ist das ganze Schullabor erfüllt von einer Duftkomposition aus Rum, Wintergrünöl und Marzipan.

„Mmh, es riecht weihnachtlich“, bemerken die Schüler. Und obwohl es Frühsommer ist, beginnen sie meistens zu sinnieren: Zimt, Vanille, Spekulatius, Punsch, Bratapfel, Nüsse…

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