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Ein richtiges Januargefühl wollte sich nicht einstellen. Nicht wie sonst blickte er zufrieden auf die guten Umsätze des Weihnachtsgeschäftes und auf ruhigere Zeiten im Verkauf und in der Werkstatt.

Er sah an dem ersten Verkaufstag des neuen Jahres durch das riesige Schaufenster seines Juweliergeschäftes auf die Einkaufsstraße: Schneematsch. Passanten, die vermummt und mit eingezogenen Köpfen vorbeieilten. Tannenbäume, die nun ausgedient und nutzlos zur Abholung bereitlagen. Weihnachtsdeko, die von anderen Ladeninhabern noch nicht abgenommen worden war. Kurzum, ein trauriges Bild, das seiner momentanen Befindlichkeit gänzlich entsprach.

Gedankenverloren ließ er wieder und wieder die Begebenheit vor seinem inneren Auge entstehen, die das Vertrauen in seine engste Mitarbeiterin in den Grundfesten erschüttert hatte: Wie der Zufall es wollte, traf er sie am ersten Weihnachtsfeiertag im Rathaussaal beim Konzert in der Pause. Sie war nicht allein, was ihm einen heftigen Stich im Herzen verspüren ließ, denn insgeheim hatte er doch so dann und wann… Egal, der Mann an ihrer Seite sah verdammt gut aus und war bestimmt zehn Jahre jünger als sie. Sie wirkte entspannt und ungezwungen, bis sie ihn entdeckte und merkte, dass sie einer Begrüßung nicht aus dem Weg gehen konnte. Nur zögernd reichte sie ihm die Hand – und da – er traute seinen Augen kaum – sah er den Ring an ihrer Hand – Edelmetall und Diamanten im Wert von mehreren Tausend Euro funkelten ihm da entgegen – die Frau hatte wirklich einen erlesenen Geschmack – ein Prachtexemplar aus der Topkollektion eines namenhaften Designers, dessen Label er vor Ort exclusiv vertrat. Ein wenig fester als nötig ließ er den Händedruck ausfallen und als er ihr in die Augen sah, konnte er nichts anderes als blankes Entsetzen und Panik erkennen. Die Vorstellung ihrer Begleitung fiel steif und förmlich aus, ebenso die Wünsche für das neue Jahr, denn erst nach all den Feiertagen würden sie sich im Geschäft wiedersehen. Da er Gewissheit haben wollte, verzichtete er auf den zweiten Teil der Musikdarbietung und ging die wenigen Schritte bis zu seinem Geschäft, in der Hoffnung, dass sich sein Verdacht bem Öffnen des Safes nicht bestätigen würde. Aber der Ring fehlte! Wäre so ein teures Stück am Heiligen Abend noch verkauft worden, hätte man es ihm mitgeteilt. Weit bis nach Mitternacht saß er im Dunkeln in seinem Büro, wobei er auf das kleinste Geräusch achtete, denn die Möglichkeit bestand ja, dass sie nach dieser Entdeckung das Schmuckstück schnellstmöglich zurückbringen wollte, da sie sämtliche Schlüssel besaß. Nichts dergleichen war bis heute geschehen. Heute hatte sie sich krank gemeldet.

Es fiel ihm schwer, sie einer kriminellen Handlung bezichtigen zu müssen, vielleicht gab es eine plausible Erklärung ihrerseits. Er wünschte es sich so sehr nach all den Jahren der vertrauensvollen Zusammenarbeit, in denen sie sich immer äußerst korrekt verhalten hatte. Dass sie sich nun vor einer Konfrontation drückte, das passte so gar nicht zu ihr und er vermutete, dass der neue Lover da vielleicht eine nicht unwesentliche Rolle spielen könnte…

Könnte! Er hielt es nicht länger aus, den vagen Bereich der Spekulationen weiter auszudehnen bis an die Grenzen seines Vorstellungsvermögens, das führte zu nichts. Er würde zu ihr fahren – jetzt, sofort!

Er war schon im Mantel, als ein Bote ihm einen Umschlag überbrachte. Schnell riss er ihn auf, der Ring blitzte ihm entgegen und er überflog hastig das kurze Anschreiben:… nur geliehen für einen Abend…ist mein Verhalten unverzeihlich und daher bitte ich Sie, meine Kündigung mit sofortiger Wirkung entgegen zu nehmen…

Leichten Schrittes verließ er das Geschäft und ging zu seinem Auto. Nein, diese Kündigung würde er unter gar keinen Umständen akzeptieren, denn auf das richtige Januargefühl wollte er auch in diesem Jahr nicht verzichten.

Ein richtiges Januargefühl wollte sich nicht einstellen…

obwohl bereits die ersten Tage des neuen Jahres vorbei waren.
‚Januargefühl’ – was sollte dieses Wort, das ihr beim Durchblättern des neuen Kalenders durch den Kopf schoss, bedeuten. Sie konnte nur wenig damit anfangen und trotzdem beschäftigten sich ihre Gedanken nun damit. Sie versuchte, es in Beziehung zu ihren eigenen Gefühlen – zum Beginn dieses neuen Jahres – zu setzen.
Die festlichen Weihnachtstage mit der Familie und ein stimmungsvoller Jahreswechsel im Kreise von lieben Freunden lagen hinter ihr. Jetzt hatte der Alltag, wenn auch ein wenig verspätet, wieder Einzug gehalten.
Die Weihnachtsdekorationen waren, wie gehabt, sicher in den Kartons und Schachteln verpackt und nach einem nochmaligen Lesen verschwanden nun auch die Weihnachtskarten im Papierkorb. Hin und wieder entdeckte sie noch eine Tannennadel auf dem Teppich und schimpfte sich in diesem Moment selbst ihrer Pingeligkeit.
Der Kalender lag vor ihr. Einige wenige Termine waren bereits eingetragen, doch die überwiegende Zahl der Seiten blieb noch unbeschrieben. In Gedanken ließ sie das vergangene Jahr Revue passieren und stellte fest, dass ihr hauptsächlich die positiven Erlebnisse in Erinnerung geblieben waren. Es wurde ihr plötzlich bewusst, was das ‚Januargefühl’ ausmachte. Ein Gefühl der Erwartung – der Spannung, was das noch junge Jahr bringen würde. Ein Gefühl, das mehrere Facetten zu haben schien: Vorfreude auf Ereignisse, die bereits feststanden und das vorhersehbare Geschehen der nächsten Monate, aber auch Unsicherheit in Erwartung des Unabsehbaren und ein gewisser Nervenkitzel hinsichtlich der Herausforderungen und Chancen des neuen Jahres.
Sie wusste aber, dass auch sie etwas dazu beitragen musste, um am Ende des Jahres erneut auf viele positive Ereignisse zurückblicken zu können.
Also nahm sie sich vor, einige gute Vorsätze für das neue Jahr zu fassen. Während sie überlegte, welche Vorhaben sie in die Tat umsetzen sollte, wurde ihr klar, dass es vielleicht besser wäre, sich einfach nichts vorzunehmen, denn sie kannte ihre eigenen Stolperfallen – irgendetwas kam immer dazwischen.
Trotzdem griff sie entschlossen zu einem Blatt Papier: Ein wichtiger Schritt war es, die guten Vorsätze schriftlich festzuhalten und sofort mit der Umsetzung anzufangen. Doch obwohl sie angestrengt überlegte, gelang es ihr nicht, einen Vorsatz zu formulieren. Nein, sie wollte sich nicht zu Veränderungen hinreißen lassen, nur weil zur Jahreswende auf allen Seiten Bilanz gezogen wurde. Sicher – jetzt konnte man herausfinden, was im alten Jahr gut oder schlecht gelaufen war und jetzt fing etwas Neues an. Und dennoch – sie würde weiterhin ab und zu eine Zigarette rauchen, gelegentlich auch einmal mehr als ein Glas Rotwein trinken, zuweilen auch künftig beim Türken an der Ecke oder bei Mac D. vorbeischauen und mitunter auch den Nachmittagsspaziergang zugunsten einer interessanten Fernsehsendung oder schlechten Wetters ausfallen lassen.
Sie verspürte keinen Zwang, ihr Leben in neue Bahnen zu lenken, das große Ziel, weniger zu arbeiten, sich weniger zu ärgern und mehr Zeit mit lieben Menschen zu verbringen, versuchte sie jeden Tag umzusetzen. Vorsatz oder Ziel? – Wichtig würde es auch in Zukunft sein, nicht ‚stehen’ zu bleiben, den Alltag zu überdenken, bewusst zu gestalten, spontan zu entscheiden und sich selbst treu zu bleiben.
Sie zerknüllte das unbeschriebene Blatt und nahm sich vor, das Beste aus ihrem Leben zu machen und keine Zeit mit sinnlosen Gedankenspielereien zu verschwenden. Aller Voraussicht nach lag ein spannendes Jahr vor ihr.
Sie lächelte und wusste, dass es nichts Schöneres gab, als ein spannendes Leben, das hin und wieder auch Überraschungen bereit hielt.
Für sie stand jetzt fest,  das ‚Januargefühl’ vermittelte positive Energie das ‚Jetzt’ zu genießen und immer wieder neue Kraft zu schöpfen, begann es doch mit den beiden Buchstaben „Ja“ –  „Ja“ zum Leben!

©Yolanda

Ein richtiges Januargefühl wollte sich nicht einstellen – seltsam…es hatte immer, wirklich immer funktioniert…es hatte schon einen festen Platz in ihrem Leben eingenommen, dieses Gefühl.
Warum nur fühlte sie nichts? Sie horchte tiefer in sich hinein, eine Methode, die sie schon als Kind, damals jedoch unbewusst, angewandt hatte. Immer dann, wenn neue Entscheidungen zu treffen waren, wenn sich irgendetwas in ihrem Leben ändern sollte, oder sie es sich auch nur wünschte, wurde sie ganz still und horchte…
Dabei schloss sie die Augen, es musste Stille herrschen, sie brauchte Konzentration, um die Welt um sich herum zu vergessen und ganz tief in ihre Seele zu blicken und ihre verborgenen Wünschen erkunden zu können. Diese Reisen waren äußerst spannend, denn die wichtigste Bedingung war: Ehrlichkeit. Es nutze nichts, sich etwas vorzumachen. Wenn man dies berücksichtigte, kamen ganz erstaunliche Dinge ans Tageslicht.
Nach einer solchen „Reise ins Ich“ trennte sie sich von Tom, ihrem langjährigen Gefährten, den sie, noch sehr jung, kennen gelernt hatte, und der es in einer Dekade geschafft hatte, dass ihre Betäubung immer größer wurde. In dieser Zeit flüchtete sie sich immer öfter und länger zu ihren Traumreisen, sie wollte gar nicht mehr auftauchen, es vergingen Stunden um Stunden, in denen sie in diesem Zustand völliger Bewegungsunfähigkeit verharrte, paralysiert von ihren unerfüllten Wünschen. Nach der Trennung wurde es erst einmal nicht besser – bis sie diesem neuen, diesem besonderen Menschen, begegnete, der sie aus ihrer Paralyse erlöste. Sie fühlte es wie eine Erlösung, endlich LEBEN, das Leben spüren zu können in all seinen Facetten war ein äußerst anregendes, kribbelnden, neues, aufregendes Gefühl.
Sie lächelte still in sich hinein und merkte, dass es ihr wieder passiert war, sie war wohl doch eine Träumerin, obwohl sie durchaus genau wusste, was sie vom Leben wollte und ihre Forderungen an sich selbst nicht immer von Pappe waren.
Doch dieses Gefühl, dieses Januargefühl, nun war sie wieder an ihrem Ausgangspunkt angelangt: Warum wollte es sich nicht einstellen? Sie kannte es doch so gut, dachte an die Momente zurück, in denen sie dieses Gefühl ganz stark gespürt hatte, immer und jedes Jahr zum Beginn eines neuen Jahres erfasste es sie, einmal ganz unvermittelt an einem kalten Januarmorgen am Bahnsteig. Es war zugig und ungemütlich, sie wartete auf die Bahn und  plötzlich war es da. So stark, dass sie gedanklich ins Taumeln geriet.
Aufbruch! Das war es! Veränderung! Bewegung! Ein pulsierendes Gefühl, das ihr sagte: Dieses Jahr wirst du es allen zeigen – wirst du es DIR zeigen. Doch nun spürte sie nichts – spürte sie nichts?
War sie am Ende doch angekommen?? – – –
Nein, das hatte es noch nie gegeben. Zufriedenheit??? Sie sollte dieses neue Jahr einfach so beginnen? Ohne Kampfbereitschaft nach innen und außen zu signalisieren? Das entsprach nun ganz und gar nicht ihrem Wesen. Doch es war genau das. Verblüffung und Ratlosigkeit machte sich nun breit. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass das Leben nicht nur aus Kampf bestehen musste. Konnte es auch spannend werden, wenn man mit sich und seinem Weg zufrieden war? Irgendwie hatte sie plötzlich das Gefühl, diese Frage mit einem „Ja“ beantworten zu können. Das wohlbekannte Kribbeln stellte sich ein und sie fühlte, wie sich ein Glücksgefühl in ihr ausbreitete – das war es also gewesen, was sie finden sollte… und nun kam auch das lang ersehnte Gefühl und blickte ganz verschlafen in eine völlig neue Welt.
Große Ruhe überkam sie, gelassen nahm sie ihre Lektüre wieder zur Hand, die sie zuvor zur Seite gelegt hatte.
Es lagen noch 400 Seiten vor ihr – kein Problem, sie hatte ja alle Zeit der Welt.

So, ganz pünktlich zum Schreibprojekt hat sich mein Computer verabschiedet – er ist schon auf der Reise zu seinem Hersteller, der ihn hoffentlich wieder reparieren kann. Ich habe erkannt, dass man unbedingt eine zweite einsatzbereite „Kiste“ haben muss, wenn man keine bösen Überraschungen erleben will.

Nun sitze ich in der Schule und habe alles verlinkt – bei JustP ist es mir leider nicht möglich – die Geschichten von FRANCIS und YOLANDA sind eingetroffen und als Beitrag fertig gestellt.

Auch ist der Webmaster meines Vertrauens informiert, da es wohl Schwierigkeiten gibt, diese Seite mit dem Internet-Explorer zu erreichen.

In der Hoffnung, dass gleich um 12.00 Uhr alles wie geschmiert läuft, wünsche ich euch  ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße – Donna

Momentaufnahme: Den ich liebe

„Ich will mit dem gehen, den ich liebe…“, danach hat sie immer gehandelt. Sie hört auf ihr Herz, rechnet nicht in Mark und Pfennig, nicht in Euro und Cent. Eine schlechte Bilanz – das hat sie schmerzlich erkannt, denn er wird mit der gehen, die das meiste Geld hat und die besten Beziehungen, das ist doch wohl klar.

Ein Schüler der 7. Klasse hat eine Sechs geschrieben – Diktat: 6 und Grammatikteil:6!

Der besorgte Vater ruft die Lehrerin an: „Wie konnte das nur passieren?“

Lehrerin: „Vielleicht hat Ihr Sohn sich nicht richtig vorbereitet.“

Vater: „Ja, das vermute ich auch. Wird er die Klasse überhaupt schaffen? Dieses Schuljahr ist ja jetzt wohl gelaufen – oder?“

Lehrerin: „Nun, wegen einer Sechs sollte man das Kind nicht gleich mit dem Bade ausschütten…“

Vater: „Richtig! Was werden Sie jetzt tun?“

Lehrerin: „In erster Linie muss Ihr Sohn etwas tun…Lernen vielleicht? Üben?“

Vater: „Ich wollte Ihnen noch sagen, dass Sie in allem, was Sie tun, meine vollste Unterstützung haben, aber tun Sie etwas, bitte! Er ist so traurig, weil er so eine schlechte Note geschrieben hat und wenn ich ihm jetzt auch noch Fernseh- und Computerverbot erteile, ihm das Fußballtraining streiche und ihn abends früher ins Bett schicke, dann passiert ein Unglück….“

Wahrheit

Wie viel Wahrheit vertrage ich?

Nun, es kommt darauf an, wie ich drauf bin.

Manchmal verkrafte ich das ganze Paket,

manchmal möchte ich belogen werden.

Geschrieben in Gedichte | 3 Kommentare
3 Reaktionen zu “Wahrheit”

1.
Bearbeiten am 12 Jan 2010 um 11:171ahora

Liebe Donna, das sind tolle Worte.

Manchmal ist es gar nicht so schlecht, wenn man belogen wird.
Das macht das Leben einfacher. 😉

Ich wünsche Dir einen schönen Tag
Barbara
2.
Bearbeiten am 12 Jan 2010 um 11:312bigi

Manchmal wäre es besser belogen zu werden, und doch gebe ich der Wahrheit immer Vorrang.
Liebe Grüße bigi
3.
Bearbeiten am 12 Jan 2010 um 20:073Brigitte

es kommt auch immer drauf an wie die Wahrheit ausschaut.

Liebe Grüsse
Brigitte

An alle Schreibwütigen!

Ich lade euch  herzlich ein zu dem Kurzprosa-Schreibprojekt “Ein Start – viele Storys”, das folgendermaßen läuft:

1. Der vorgegebene Anfangssatz lautet:

Ein richtiges Januargefühl wollte sich nicht einstellen…

2. Ihr schreibt eine Geschichte weiter, die bis SAMSTAG, den 16. 01. 2010 – 12.00 Uhr fertiggestellt sein soll. Ihr postet die Geschichte in eurem Blog – nicht früher als zum angegebenen Termin!

3. Alle Teilnehmer können dann über Donna schreibt abgerufen werden, weil ich diese dann mit entsprechendem Link poste.

4. Bitte benutzt die Kommentarfunktion, um mir mitzuteilen, ob ihr an diesem Projekt teilnehmen wollt.

5. Viel Spaß!

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Ok, bis jetzt werden ihre Schreibwut( ! = bestimmt / ? = mal sehen…) ausleben:

April – April Showers??

Bigi – Synchronuniversum!

Brigitte – LaPalmaBloggerin!

Brigitte – Quersatzein!

Chinomso – Chinomso’s!

Donna!

Elana – Federwelt?????

Eva – FelicityLebensSpirale?

Francis!

Ingrid – Waldviertelleben!

Jorge D. R. – Traumtuch!

JustP – Just Private!

Murmeltiertag – Quergefönt!

Petra – Follygirl!

Spini!

Steffen – Wien?

Yolanda!

Herzliche Grüße – Donna

Delikat empfand er (Georg Michael La Roche – verheiratet mit Sophie) lediglich die Tatsache, daß sie (Sophie La Roche – Großmutter Brentanos) plötzlich wie ein Stern ausgerechnet in den Reihen derer leuchtete, von denen er seit jeher eine ungünstige Meinung hatte. Denn die Romanschriftsteller hielt er für eine ganz besondere Species, die nichts anderes verdiente, als mit Spott und mit Mitleid betrachtet zu werden. Da er ein höflicher Mensch war, schwieg er sich natürlich angesichts der neuen Situation darüber aus, ja vermied die kleinste Andeutung. Doch er besaß nun mal die natürliche Abneigung gegen all die verblasenen Produkte verwirrter Phantasten und vermochte nicht zu begreifen, wie ein vernünftiger Mensch überhaupt einen Roman lesen konnte. War doch ein Roman für ihn ein frommes Märchen, das sich einer ausdachte, um sich zur Freude anderer aus der Wirklichkeit herauszulügen. Und der Urheber eines solchen Werkes saß dafür von morgens bis abends in seinem Schreibkabinett vor dem entstöpselten Tintenfaß, schaute tief vor sich hinsinnend  – so er Glück hatte – auf einen schönen Apfelbaum, währenddessen er seinem geplagten Gehirn Kapitel um Kapitel abdestillierte.

Aus: Renate Feyl – Die profanen Stunden des Glücks – Romanportrait der Stammmutter der Romantik, Sophie von La Roche, die den ersten Frauenroman in Deutschland schrieb – Heyne Verlag – München 1998

Daily Musings: Bettgeflüster

Nimm ein gutes Buch mit ins Bett – Bücher schnarchen nicht.

Thea Dorn – Literaturfoyer

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