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Gestern schrieb ich über den klassischen verstaubten Literaturunterricht.

Dazu fällt mir noch ein: Manchmal kommen sogar Lektürevorschläge von Schülern. „Können wir „Feuchtgebiete“ lesen?“

„Gerne“, sage ich prompt und viele (erstaunlich, wie gut sie sich auskennen!) schauen mich erwartungsvoll an. „Wir lesen das unter der Bedingung, dass Sie jede Szene detailgetreu im Unterricht nachspielen.“

Stille. Dann verschämtes Lachen.

Ich habe das Buch nicht gelesen, habe nur davon gehört, sehe das Cover vor mir, die Platzierung auf der Bestsellerliste, die Bücherstapel in den Buchhandlungen, den Medienrummel um die Autorin. Ältere Fräuleins lassen sich das Buch beim Kauf als Geschenk einpacken, dass ja niemand annehmen kann, sie würden es selbst lesen.

Nö, so modern bin ich dann doch wieder nicht. Und ob alles, was gedruckt ist, als Literatur zu bezeichnen ist, das wage ich zu bezweifeln…

Nachdem ich in den Ferien ganz viel spaßfreie Pflichtlektüre hinter mich gebracht habe, denke ich mal wieder über modernen Literaturunterricht nach. Meine Güte, wie soll ich den Schülern mit Begeisterung etwas vermitteln, wenn ich mich selbst zu Tode langweile.

Schüler lesen in ihrer Freizeit immer weniger, dafür schreiben sie sie wieder mehr – wenn man diese Sprechschreibe beim Simsen und Chatten überhaupt dazu rechnen kann.

Schüler lesen in der Schule gezwungenermaßen seit Jahrzehnten verstaubte Klassiker, die mit der Lebenswelt der jungen Menschen rein gar nichts zu tun haben. Da gibt es Vorgaben vom Kultusministerium. Roman. Novelle. Kurzgeschichten. Literaturepochen. Textanalyse. Erzählsystem…

Literatur der Gegenwart muss ich reinschmuggeln – und dann wird es auch gleich viel interessanter.

Sie sitzt da ganz allein in dem Café an einem kleinen Tisch, rührt immer wieder in dem Tee und genießt ein Stückchen Torte, das sie in Mäuseportionen mit der Kuchengabel aufnimmt. Und sie redet unentwegt mich selbst – leise. Nur wenn sie ihren Aussagen stimmlich etwas mehr Ausdruck verleiht, hält sie dezent die Hand vor den Mund. Ich schätze sie auf 60 Jahre, sie ist gepflegt und gut gekleidet, ihre Bewegungen sind fast anmutig.

Plötzlich steht sie auf, wettert laut: „Es reicht!“. Schnell legt sie einen Geldschein neben ihr Gedeck, greift nach Handtasche und Mantel und verlässt vor sich hinmurmelnd die Lokalität.

Nein, ich mag sie nicht, diese mühsamhöflichen Gespräche, denen ich mich aufgrund meiner guten Erziehung nicht oder nur sehr schlecht entziehen kann.

Ostergrüße

Allen meinen Lesern und Leserinnen wünsche ich

Frohe Ostern!

Wie das alles weitergehen wird mit Heinz Werner und Sibylle? Das weiß ich selbst noch nicht – ich sehe es als spontanunperfektes Schreibexperiment.

Die besten Ideen habe ich unter der Dusche oder am Küchentresen – oder beim Korrigieren, wenn der genervte Geist sich rausziehen will aus verschlungenen Schülergedanken und gewagten Behauptungen, deren Ursprung von immensem Nichtwissen zeugen.

Vorgestern ganz anders: Die Friseurin meines Vertrauens ist erkrankt und eine ganz junge neue Kollegin verspricht mir hoch und heilig, mich ebenso fachkundig und kompetent zu bedienen. Kaum dass wir uns einig geworden sind – ein bisschen hier, ein bisschen da, und da auf keinen Fall zuviel abschnippeln – beginnt sie ein recht vertrauliches Gespräch mit dem verheißungsvollen Satz: „Ich bin ja so aufgeregt!“ Keine Sekunde brauche ich, um mir bewusst zu machen, dass sich diese Aussage mit Sicherheit  nicht auf die bevorstehende  Haarschneide-Aktion bezieht. Ich bin beruhigt, denn mit einer aufgeregten Frisur möchte ich den Laden wirklich nicht verlassen. Ehrliches mitmenschliches Interesse zeigend, frage ich „Warum?“ und gebe mein stilles Einverständnis ihrem Bedürfnis nach Mitteilung zu lauschen, wobei meine Redeanteile – wie sich später herausstellen wird – auf ein Minimum reduziert sind. Ja, wenn das Herz voll ist…

Ihr Herz ist übervoll und sie erzählt, dass sie über Ostern zu ihrem Freund nach Recklinghausen fährt – Fernbeziehung – sie haben sich seit drei Wochen nicht gesehen – haben sich Anfang des Jahres über das Internet kennen gelernt – war aufregend – ging dann aber ganz schnell – das erste Treffen live und in Farbe zum Dahinschmelzen schön – alle Einzelheiten detailgetreu – wie sie da in Recklinghausen auf dem Parkplatz standen und sie langsam aufeinander zugingen, dann immer schneller, sich umarmten und küssten – da war alles klar – das passt, das stimmt – sie bleiben zusammen… – und jetzt über Ostern – vier ganze Tage – so ein Glück – LiebesGlück!

Aber ich habe auch Glück – der Schnitt ist gelungen – und mit glücklichen Haaren und um eine kleine Geschichte reicher fahre ich nach Hause. – Mooooment! –  Sibylle! Heinz Werner! Na wartet, macht euch auf was gefasst! Wie wär’s mit einer Internetliebe? Wer von euch beiden wird es wagen???

Auch Sibylle erwachte spät an diesem Sonntag. Gerne hätte sie sich noch einmal rumgedreht und weitergeschlafen, aber ein dumpfer Kopfschmerz ließ das nicht zu. Als dann die Erinnerungen an den letzten Abend blitzartig in ihr Bewusstsein drangen, war sie wacher als gewünscht. In der Küche hörte sie ihre Tochter hantieren und sie wünschte sich so sehr, dass sie ihr das Verlangen nach einem großen Becher Milchkaffee telepathisch zukommen lassen könnte. Missmutig taperte sie ins Bad, wo die Kleidung, die sie abends ausgezogen hatte, nicht besonders ordentlich über dem Badewannenrand hing. Nachdem sie sich die Zähne geputzt hatte, schnappte sie sich kurzerhand den BH, den sie irgendwie für den misslungenen Abend verantwortlich machte, und ging in die Küche. Sie brummelte nur ein Guten Morgen und warf  ihn mit einer theatralischen Geste in den Müll.

„War wohl nicht so prickelnd gestern – oder?“, fragte Sabrina, deren Hände in einem klebrigen Teig steckten, „Mama, du kommst genau richtig, die Mehltüte da hinten, ich komm nicht dran.“

„Nö, war nicht so prickelnd“, antworete sie, “ ich helfe dir sofort, aber erst einmal setze ich den Kaffee auf. Was soll das werden?“

„Quarkbrötchen, sieht im Moment aber noch nicht danach aus, ich hoffe, das wird noch…“

Während der Kaffe durchlief, schüttete Sibylle immer wieder Mehl auf den Teig, den Sabrina sorgfältig knetete und dann zu kleinen Brötchen formte. Sie war sehr konzentriert dabei und erst als das Blech mit dem Gebäck im Ofen war, purzelten die Fragen aus ihr heraus. „Und, habt ihr euch geküsst, wenigstens so zum Abschied? Seht ihr euch wieder?“

Sibylle musste nun doch lachen. „Nein, wir haben uns nicht geküsst und wir werden uns auch nicht wiedersehen.“ Und ernster fügte sie hinzu: “ Es war die reinste Katastrophe mit uns!“

„Ja,  Mama, das ist ja nichts Neues, irgendwie scheinst du für Beziehungen wenig Talent zu haben. Hoffentlich habe ich das nicht geerbt.“

Der erste Schluck Kaffee tat gut, der zweite und dritte auch. Gemeinsam warteten sie darauf, dass die Brötchen fertig wurden, die sie noch ganz warm mit gesalzener Butter und Marmelade aßen.

Der Sonntag hatte also besser begonnen als der gestrige Abend geendet hatte.

Altes von Herrn Moppelmann findet ihr hier.

Heinz Werner war zu ungewohnt später Stunde am Sonntagmorgen aufgestanden. Während er in Ruhe einen starken Kaffee genoss, ließ er den vergangenen Abend noch einmal Revue passieren. Er kam recht schnell zu einem abschließenden Urteil: suboptimal. Nein, auch wenn er gut erzogen war, er würde nicht bei Sibylle anrufen und sich der Form halber für den Abend bedanken. Das wäre ein Anknüpfungspunkt und er wollte sich weitere Peinlichkeiten ersparen.

Nun, was sollte er anfangen mit diesem Sonntag, der sich momentan düster, grau und regnerisch präsentierte? Während er in Gedanken anfing zu planen, klingelte das Telefon. Am anderen Ende der Leitung war Frau Moppelmann Senior, die wie jeden Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück ihr Morgenzigarettchen im Wintergarten genoss. Eine Zigarette pro Tag, da hatte selbst ihr Internist nichts gegen, wohl aber ihr Mann. Die alte Dame hätte sich selbst nie und nimmer als neugierig bezeichnet, sie wollte einfach nur gut informiert sein, besonders wenn es um ihren Sohn ging. So hatte sie immer wieder auf die Uhr geschaut, um endlich gegen elf Uhr bei Heinz Werner anzurufen.

„Und? Wie war es gestern?“, kam sie schnell zur Sache. „War es nett? Habt ihr euch gut unterhalten? Na, bestimmt, Sibylle ist eine so aufgeschlossene und lebendige junge Frau…“

„Ja, Mutter, es war ganz nett“, unterbrach er sie, „und damit du dir keine weiteren Illusionen machst: Das Beste am gestrigen Abend war das Essen und der Wein.“

„Ach, das kann ich mir gar nicht vorstellen. Wo doch Sibylle…“

„Mutter, du kannst dir ganz viel nicht vorstellen, lass es gut sein.“

„Ihr trefft euch also nicht wieder? Das ist schade, wo doch Sibylle…“

„Mutter, ich respektiere deine Sympathien bezüglich Sibylle und zweifle auch ihre Kompetenz als Physiotherapeutin nicht an, aber das war das letzte Mal, dass ich auf deine Vermittlungsversuche hereingefallen bin.“

„Vermittlungsversuche, meine Güte, ich habe es doch nur gut gemeint…“

„Ja, Mutter. Du meinst es diesbezüglich leider zu gut. Ich habe zu arbeiten. Hab einen schönen Sonntag.“

„Wie? Dann kommst du nicht zum Mittagessen? Vater würde sich so freuen…“

„Nein, ich werde nicht kommen. Grüß ihn bitte von mir. Tschüß.“

Missmutig schmiss er das Telefon aufs Sofa. Seine ohnehin nicht beste Laune steuerte unaufhaltsam gegen PlusMinusNull – er würde in die Kanzlei fahren und arbeiten. Nur so würde er auf andere Gedanken kommen, zwischen Mutter- und Sibylle-Verstrickungen musste er erstmal etwas ganz Sachliches schieben.

Liebe Blogspot-Blogger

Ahora-Giocanda, Manacur, Rachel und Traumtuch – leider kann ich zur Zeit nicht bei euch kommentieren. Aber das wird schon wieder – ich arbeite dran!

Bis alles wieder richtig funktioniert, bleibt es leider nur beim Lesen…

Blog-Doc

Bin mit meinem Blog beim Doc!

Hoffe, dass ich ab dem späten Nachmittag wieder online sein werde und dann auch wieder bei allen Blogspot-Freunden kommentieren kann.

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