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Daily Musings: Worte

Worte sind mächtiger, als man vermutet. wenn sie sich einem Kind erst einmal tief eingeprägt haben, kann man sie nicht so leicht wieder löschen.

Mary Sarton

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Tief eingeprägt hatten sich die Worte „Lass dich nicht von fremden Männern ansprechen…“ Und alle wunderten sich, dass diese bildhübsche junge Frau nun mittlerweile im Alter von 23 Jahren noch nie einen Freund hatte…

Daily Musings: Aua!

Zerstörung. Zusammenbrechende Realitäten, die bei misslungenem Landemanövern zur Explosion kommen. Aua. Es ist mein Herz, das da bricht, denn dies waren meine Phantasien und meine Welt.

Mary Casey

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Ganz großes SORRY! Momentan schaffe ich meine Blogrunde nicht – und das Kommentieren auch nicht! Aber ich werde auch wieder auftauchen aus der Phase der Vielbeschäftigung. Hoffentlich ganz bald…

Der Chemiker, der aus den Bestandteilen seines Herzens Mitleid, Achtung, Sehnsucht, Geduld, Überraschung, Reue und Vergebung filtern könnte, um all dies zu einer Einheit zu fassen, hätte das Atom geschaffen, das man LIEBE nennt.

Khalil Gibran

Und wenn wir uns die Schädeldecken aufmeißeln würden, um hineinzuschauen, was der andere wirklich denkt. In diesem Moment würden wir doch nie erahnen, wer uns wirklich gegenübersteht.

Aus: Georg Büchner „Dantons Tod“

Recht zaghaft verhält sich der Frühling, da war noch viel Zeit für uns AutorInnen zum Schreiben, weil es viel wärmer war im Schreibkämmerchen als draußen. Ich danke euch allen recht herzlich für die Teilnahme und hoffe, ihr hattet beim Ausdenken und Formulieren genau so viel Spaß wie wir ihn heute beim Lesen haben werden.

Ein schönes Wochenende mit viel Lesegenuss wünsche ich den treuen und neuen Besuchern der Schreibwerkstatt!

Und hier sind alle Geschichten, die so beginnen:

Viel Zeit blieb nicht mehr. Schon in wenigen Stunden…

April – April Showers!

Bigi – Synchronuniversum!

Brigitte – Quersatzein!

Clara – Himmelhoch!

Donna!

Eva – FelicityLebensSpirale!

Francis!

Gori – LalSahil!

Jenni!

Jorge D.R. – Traumtuch!

Karin – Pflanzenlust!

Karin – Writresscorner!

Murmeltiertag – Quergefönt!

Petra – Follygirl!

Maiti

Ultimalatet!

Yolanda!

GESCHIEDEN

Viel Zeit blieb nicht mehr. Schon in wenigen Stunden…

würde der Richter sein Urteil verkünden, dass sie jede Minute mehr herbeisehnte. ‚Im Namen des Volkes wird die am 25.02.1998 im Standesamt Köln geschlossene Ehe nunmehr rechtskräftig geschieden.‘ Dieser Satz war wichtig.

Nach reiflicher Überlegung und voller Überzeugung hatte sie  vor einiger Zeit von ihrem Anwalt den Schriftsatz zum Scheidungsverfahren aufsetzen lassen und sich vorgestellt, wie es ihrem No-Ma, wie sie ihn inzwischen fast liebevoll nannte, wohl erging, wenn er dieses nur wenige Tage später in den Händen halten würde.

Seit einem Jahr lebten sie getrennt, doch der Kontakt zwischen ihnen war ganz und gar nicht abgebrochen. Häufig klingelte am Abend das Telefon und sie plauderten unbefangen wie verliebte Teenager über die Ereignisse des Tages, neckten sich, trösteten sich – jeder zeigte Verständnis für die Situation des anderen.

Auf Distanz war es möglich, die anfängliche Unbeschwertheit ihrer Beziehung wieder aufleben zu lassen.

Die Trennung war eine Folge von Veränderungen, die sich in ihre Ehe eingeschlichen hatten. Immer wieder hatte sie festgestellt, dass ihr der Raum innerhalb ihrer Beziehung fehlte. Immer häufiger stellte sie sich die Frage, wo sie blieb – was ihr Mann eigentlich für sie tat. Lange Zeit waren sie miteinander glücklich und unbeschwert, doch dann wurde sie zu stark  und er konnte mit ihrer Stärke nicht umgehen, zog sich zurück und so wurden auch die Gefühle füreinander immer weniger.

Es war also nicht ein Grund, sondern eine Vielzahl kleiner Gründe, der sie darüber nachdenken ließ, wie es eigentlich weitergehen sollte. Offensichtlich war das Ehe-Haltbarkeitsdatum abgelaufen.

Nie hätte sie daran gedacht, ihm wehzutun. Was zuerst wage als vorläufige Trennung planlos in ihren Gedanken wuchs, wurde schließlich zu einem festen Plan.

Im Moment war sie sich sicher, dass es besser gewesen wäre, diesen Plan schon viel früher umzusetzen. Ihre Unzufriedenheit, der anhaltende Selbstbetrug und auch der Betrug an ihm belasteten sie schwer.

Monotonie – ihre Beziehung war zäh und träge – ein Gefühl von ‚das war es jetzt!‘

Sie war wie gelähmt, verlor an Gewicht und viele Tage waren voller Tränen und Selbstzweifeln. Realität oder böser Traum, aus dem sie wieder aufwachen würde?

Innerlich aufgewühlt lief sie durch die Wohnung, in der viele Kleinigkeiten ständig an ihn erinnerten. Mehrmals wechselte sie ihre Kleidung – immer wieder unsicher, ob es auch das Richtige für diesen Anlass sei. Ihre Gedanken wirbelten die vergangenen Jahre kunterbunt durcheinander. Gefühle wie Verzweiflung, Wut, Angst und Zwiespalt wechselten sich in munterer Reihenfolge ab.

Plötzlich unterbrach das Klingeln des Telefons ihre Gedanken. Im Display erkannte sie seine Telefonnummer. Sollte sie abheben? Zweifel machten sich breit – jetzt kurz vor diesem entscheidenden Termin? Zögernd meldete sie sich. ‚Ja, sie hätte nach dem Scheidungstermin noch nichts vor.‘ – ‚Wir werden sehen!‘ Ihre Worte klangen neutral, obwohl es in ihr bebte.

Der Termin im Gericht verlief ohne Komplikationen. Während der Urteilsverkündung senkte sie den Blick, der auf ihren Ehering fiel, den sie noch immer an der rechten Hand trug.

Verstohlen blickte sie zu ihrem No-Ma, der neben seinem Anwalt ebenfalls mit gesenktem Kopf vor dem Richter stand. Auch an seiner Hand blitzte der Ehering kurz auf.

Der Richter sprach den entscheidenden Satz – ihre Ehe gehörte der Vergangenheit an. Nichts verband sie mehr mit dem Mann, der einst für Schmetterlinge im Bauch gesorgt hatte und den sie noch immer liebte.

Über seine randlose Brille musterte der Familienrichter die vor ihm stehenden Personen. Während sich die beiden Anwälte bereits freundlich die Hände schüttelten, standen die frisch geschiedenen Ehepartner beharrlich hinter den kleinen Tischen, so als ob sie auf eine weitere Äußerung des Richters warteten.

„Das war’s! Alles Weitere werden ihre Anwälte klären“, mit diesen Worten verließ er den Raum und riss sie damit aus ihrer Starre.

Ihr Anwalt reichte ihr seine Hand und beglückwünschte sie. Wozu eigentlich? Sie schüttelte verständnislos den Kopf. Es gab keinen Grund für Glückwünsche.

Ihr Weg in ein neues Leben mit neuen Selbstvertrauen würde noch lang sein und sicher nicht gradlinig verlaufen. Sie musste die Trennung verarbeiten, die Vergangenheit ruhen lassen und sich mit der neuen Situation arrangieren.

Sie fühlte seinen Blick – ihre Augen trafen sich und, es war nicht zu verleugnen, sie erkannte seine Gedanken. Hastig verabschiedete sie sich von ihrem Anwalt und eilte zur Tür. Im Vorbeigehen spürte sie eine zarte, vorsichtige Berührung auf ihrer Schulter. „Machen wir es wie andere auch? Gehen wir jetzt einen Kaffee trinken?“ hörte sie ihren Ex-Ehemann fragen. Ein kaum bemerkbares Zittern lag in seiner Stimme.

Unsicher nickte sie stumm und kämpfte gegen ein aufflackerndes Gefühl von Verunsicherung.

Wenig später, als sie sich im Café gegenübersaßen, versuchten sie anfänglich ein belangloses Gespräch zu beginnen, das gerade Erlebte zu verdrängen. Aus der anfänglichen Beklommenheit entwickelte sich letztendlich eine angenehme Situation, in der sich irgendwann ihre Hände trafen und bei beiden war es plötzlich wieder da – das Gefühl der Vertrautheit.

Wortlos blickten sie einander in die Augen. Die Welt mit all ihren Auf und Ab versank um sie herum.

©Yolanda

Viel Zeit blieb nicht mehr. Schon in wenigen Stunden würde eine Bombe platzen, wenn Frau Köhn nicht genau das tun würde, was ihr Arbeitgeber von ihr verlangte.

Wie jeden Freitagmorgen hatte sie sich pünktlich um neun Uhr eingefunden, um bis zum frühen Nachmittag das Haus auf Vordermann zu bringen, zu bügeln und einen Kuchen zu backen. Sie liebte ihre Arbeit bei dem Ehepaar Borchardt, das sie frei schalten und walten ließ. Und dass beide immer nur von ‚unserer Perle‘ sprachen, erfüllte sie mit Stolz. Vor einigen Monaten hatte es allerdings einschneidende Veränderungen gegeben. Frau Borchardt wohnte nun aus beruflichen Gründen unter der Woche gute 200 Kilometer entfernt in einem kleinen Appartment, irgendeine Filiale musste sie aufbauen, so ganz genau wusste sie es nicht. Deshalb war es ihr besonders wichtig, dass zum Wochenende alles tipptopp in Ordnung war.

Gut, aufmerksam, wie sie war, war sie in den letzten Wochen schon häufiger über einige Dinge gestolpert, die sie irritiert hatten: Bettwäsche, die schon abgezogen in der Waschmaschine lag, eine größere Zahl an Weingläsern in der Geschirrspülmaschine und dunkelbraune lange Haare im Abfluss der Dusche… Alles noch irgendwie dezent auffällig. Sie wollte da nichts hineininterpretieren. Aber was sie an diesem Morgen vorfand, verschlug ihr fast den Atem und schnitt ihr tief ins Herz. Alles deutete darauf hin, dass Herr Borchardt eine rauschende Liebesnacht verbracht hatte. Die Reste eines opulenten Abendessens nebst Geschirr standen in der Küche, die Weingläser noch im Wohnzimmer, die Kissen auf dem Sofa waren zerknautscht und im Schlaf- und Badezimmer herrschte ein wahlloses Durcheinander. Da hatten es morgens zwei sehr eilig gehabt.

Auf dem Esstisch fand sie eilig hingekritzelte Zeilen: „Liebe Frau Köhn, bringen Sie das in Ordnung, ich verlasse mich auf Sie!“ Daneben lagen fünf Einhundert-Euro-Scheine. Fasungslos starrte sie auf den Zettel und auf das Geld. Jetzt galt es, einen klaren Kopf zu behalten und die nächsten Schritte genau zu bedenken. Sie kochte sich einen starken Kaffee, den sie mit auf die Terasse nahm, um dort ganz in Ruhe eine Zigarette zu rauchen und auch eine zweite. Dann stand ihr Entschluss fest.

Sie verließ die Wohnung, schwang sich auf ihr Fahrrad und radelte nach Hause, denn da hatte sie ihr kleines Notizbuch, in dem sie auch die Handynummer von Frau Borchardt fein säuberlich eingetragen hatte – für Notfälle.

Dies war ein Notfall, eindeutig, zumindest nach ihren ganz persönlichen Köhnschen Moralvorstellungen und ihrer überaus großen Sympathie für Frau Borchhardt, die von all dem wahrscheinlich nicht die leiseste Ahnung hatte. Beherzt griff sie zum Telefon und wählte die Nummer. Sie hatte Glück, die gewünschte Gesprächsteilnehmerin meldete sich prompt und war sichtlich erstaunt. Unter dem Vorwand, mit Frau Borchardt noch etwas Wichtiges besprechen zu müssen, bat sie diese am Nachmitag nicht erst zum Einkaufen zu fahren, sondern auf direktem Weg gleich nach Hause, damit sie Gelegenheit hätten zu reden.

So konnte Frau Köhn nun ziemlich sicher sein, dass Frau Borchardt, wenn nicht irgendetwas Unkalkulierbares dazwischen kam, definitiv vor ihrem Mann das Haus betreten würde. Und dann, nun ja, dann würde die Bombe platzen.

Herrlich, so ein unverhofft freier Freitag! Viel früher als geplant konnte sie nun aufbrechen, um ihre Tochter über das Wochenende zu besuchen.

REISELUST

Viel Zeit blieb nicht mehr. Schon in wenigen Stunden würde die Tür endgültig hinter ihr zuschlagen. Das Ticket war bezahlt. Die Reise war geplant. Sie würde lange Zeit weg sein. Nur noch diese eine Sache war zu klären und diese eine Sache bereitete ihr Magenschmerzen. Es war völlig banal: Ein Gespräch mit ihrer Mutter. Nichts weiter! Niemand ahnte, wie schwer ihr das fiel, dieses Zusammentreffen nach so vielen Jahren. Sie musste einen Moment nachdenken: Es waren 15 Jahre vergangen. Fünfzehn!

Ihre Mutter hatte die seltene „Begabung“, Menschen auszupressen, das letzte bisschen Saft, wenn man bei diesem Bild bleiben wollte, auszudrücken, um dann, ganz enttäuscht und in kaltblütig herzloser Art und Weise und auf seltsame Art unberührt und kalt zu sagen: „Ach, das war es schon?“. Nun war sie alt – die Mutter. Ob sie sich verändert hatte? Als sie damals nach Kanada ausgewandert war, hatte sie sehr jugendlich ausgesehen. Fast schon eine Schönheit. Sie hätte problemlos Model für eine Anti-Falten-Creme werden können, denn mit 60 Jahren war ihre Haut noch so glatt und rosig, dass man neidisch hätte werden können. Nachdem sie gegangen war, machte sich eine tiefe Leere in dem Leben der Tochter breit. Ihr war es irgendwie völlig entgangen, mit welcher Liebe sie an der Mutter gehangen hatte. Der Verlust bescherte ihr eine Krankheit, mit der sie noch immer zeitweise kämpfte: Magersucht. Damals hatte sie sich aus eigener Kraft aus diesem Tief wieder herausgekämpft. Sie war stolz darauf, keinen Arzt gebraucht zu haben. Nun war die Mutter wieder hier. „Zum Sterben kommt sie nach Hause. So wie Jacques Brel…“, dachte sie. Fast wie in einem schlechten amerikanischen Schinken. Doch dies war die Realität. Und sie stand vor der Zimmertür und war gespannt darauf, was sie der Mutter sagen würde – was diese antworten würde…

Sie klopfte an. Dritte Etage, Raum 316. So stand es auf ihrem Zettel. Das Zimmer war leer, hatte sie sich in der Tür geirrt? Ratlos wanderte ihr Blick von ihrem Zettel zu dem Namensschild neben der Tür. Der Name, den sie suchte, fehlte. Eine Krankenschwester kam ihr entgegen, blickte etwas seltsam, fast beschämt, oder irrte sie sich?

Frau M.? Patientin M.? Nun…sie ist heute Morgen leider verstorben. Möchten Sie sie noch einmal sehen?

???

Nein! Sie wollte sie nicht noch einmal sehen. Sie flüchtete. Vorbei an der jungen Krankenschwester, die Treppe hinunter. Tränen liefen über ihr Gesicht. So hatte sie sich das nicht vorgestellt!!! Schon wieder – und dieses Mal endgültig – war sie ihr „davongekommen“. Keine Aussprache. Keine Vorwürfe. Keine Vorhaltungen. Verständnislosigkeit. Wortlosigkeit. Herzlosigkeit.

Sie rannte aus dem Haupausgang des Klinikgebäudes hinaus, suchte verzweifelt einen Ort, an dem sie alleine sein konnte mit sich und dem Gefühlschaos in sich drin. Blind vor Tränen lief sie in den Park neben dem Krankenhaus, warf sich auf die erste Bank, die sie finden konnte und weinte. Zwischendrin lachte sie. Sie war seltsam befreit und doch wieder nicht. Langsam beruhigte sie sich und nun schämte sie sich doch ein wenig für ihren emotionalen Ausbruch. Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen: Ihre Mutter war tot und sie saß hier und versuchte, diese Neuigkeit mit ihrer Gefühlswelt zu koordinieren – was ihr misslang. Sie hatte sie so lange Jahre nicht gesehen, nicht gesprochen, nicht gewusst, wo sie war, was sie gemacht hatte, dann dieser Anruf vor zwei Wochen: Ich komme nach Hause – kommst du mich besuchen? Ich habe nicht mehr viel Zeit. Nun wusste jeder, der sie gekannt hatte, dass sie zu Übertreibungen neigte. Sie hatte sich stets bester Gesundheit erfreut, doch dieses immer wieder geschickt „verdeckt“, damit jeder sie auch immer bemitleiden sollte. Und nun war sie tot und die Tochter saß eher fassungslos als voller Schmerz auf dieser Parkbank und schaute mit ratlosem Blick vor sich hin…

Plötzlich hob sie den Kopf. Sie beobachtete eine Szene, die sich in einiger Entfernung von ihr abspielte und die sie von ihrem Kummer ablenkte: Eine ältere Dame saß in einem Rollstuhl und wurde von einer jungen Frau geschoben. Nichts Besonderes. Die ältere Dame verhielt sich nicht besonders nett zu der jungen Frau, sie schien sie zu maßregeln, redete mit lauter Stimme. Die Worte schienen die Frau, die den Rollstuhl schob, zu verletzen. Sie ließ den Kopf hängen, selbst aus dieser Entfernung konnte man erkennen, dass die Worte der Alten die Junge sichtlich verletzten.

Die junge Frau kam ihr bekannt vor, sie erinnerte sie an jemanden. Sie schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder. Die Szene war verschwunden. Sie schloss erneut die Augen und sah die Szene wieder vor ihrem inneren Auge. Sie erkannte sich selbst und plötzlich fühlte sie sich frei.

Sie musste sich nicht mehr rechtfertigen. Es war vorbei. Für immer.

Sie schloss die Augen erneut. Die Szene sah sie nicht noch einmal.

Sie nahm ihre Tasche und verließ den Park, ging zu ihrem Auto. Ihr Mann hatte auf sie gewartete. Das Gepäck auf  der Rücksitzbank erinnerte sie an die Reise, die vor ihnen beiden lag.

Er lächelte sie an, wie nur er es konnte – voller Wärme und Verständnis.

„Geht es dir gut?“, fragte er sie. Sie lächelte nur und fühlte, wie sich ein tiefes Glücksgefühl in ihr ausbreitete.

Die Frauen im Park hat sie nie wieder gesehen.


Viel Zeit blieb nicht mehr. Schon in wenigen Stunden
war es so weit. Nervös nahm Maja noch einmal ihr Schwert zur Hand. Sie verstand es, damit umzugehen. Eine braune, pelzige Schnauze rieb sich an ihrem Bein. Flämmchen, die mittlerweile etwa so groß wie ein Schäferhund war, schaute sie mit großen, treudoofen Augen an. Maja musste trotz ihrer Aufregung schmunzeln. Sie war sich sicher, dass Flämmchen wusste, was bevorstand. Maja wuschelte ihr durch die feuerrote Mähne, so wie sie es immer tat, wenn sie nervös war. Obwohl es noch zu früh war, zog sie sich schon mal ihren weißen Kampfanzug an. Dann ließ sie sich in den Sessel fallen, stand aber sofort wieder auf. Das passte eigentlich gar nicht zu ihr, dass sie so nervös war. Sonst war sie immer die Ruhe selbst, was auch nötig war, wenn man mit einem Chaosmonster wie Flämmchen in einem Haus lebte. Aproprs, wo war Flämmchen jetzt? Maja brauchte nicht lange zu suchen. Aus dem Nebenzimmer drang ein lautes Poltern, gefolgt von einem Klirren. Na, super. Flämmchen hatte mal wieder ihre neu entdeckten „Flugkünste“, die hauptsächlich aus wildem Schlagen der Flügel bestanden,k ausprobiert und hatte dabei einen Stuhl umgeschmissen und eine Vase gekillt. Maja sagte nichts. Sie schüttelte einfach nur den Kopf. Typisch. Kleine Drachenbabys zu bändigen ist noch niemanden gelungen. Maja auch nicht. Wenigstens war Maja ein wenig abgelenkt. Aber zwei Stunden später stand sie dann soch vor der gläsernen Türe und zitterte vor Aufregung. Sie überlegte, ob sie etwas vergessen hatte. Ihr Kampfanzug, ihr Schwert, ihr Messer… alles da. Sie holte also noch einmal tief Luft und betrat das Gebäude. Flämmchen wartete im Auto. Auch sie war aufgeregt und es fiel ihr schwer, den Wagen nicht in Brand zu setzen. Aus dem Gebäude drangen nun Kampfesschreie, Schwerter klirren und schroffe Anweisungen. Flämmchen wurde immer unruhiger. Sie verspürte den Drang, einfach ein Loch in die Autotür zu schmelzen und Maja zur Hilfe zu eilen. Aber sie konnte sich beherrschen. Indem Gebäude wurde es still. Flämmchens Atem ging rasend schnell, so dass die Scheiben beschlugen. Dann öffnete sich die Tür und Mafa kam heraus. Sie setzte sich freudestrahlend ins Auto und jubelte: „Ich hab die Gurtprüfung bestanden! Ich hab jetzt schwarzen Gurt in Aikido! Rumfuchteln mit ´nem Schwert auf japani


Viel Zeit blieb nicht mehr. Schon in wenigen Stunden
musste es geschafft sein. Schon in wenigen Stunden musste er etwas Schreckliches, Unwiderrufliches getan haben, um seines eigenen Wohles Willen. Wenn er der Tatsache ins Auge sah, dann fing er an zu schwitzen und dachte nur: Warum? Warum, warum, warum? Warum musste das alles nun passieren? Hätte es nicht jemand anderes sein können? Dieser Gedanke versetzte ihm einen Stich. Er wusste es nicht. Aber er war es trotzdem, und deswegen musste er handeln. Langsam betrat er die Straße, die sein Schicksal verändern würde. Plötzlich zögerte er. Sollte er nicht doch lieber umkehren und dem Schicksal seinen Lauf lassen? Sollte er nicht lieber nach Hause gehen und so tun, als ob alles beim Alten wäre? Doch eigentlich wusste er die Antworten auf seine beiden Fragen schon. Er würde, wenn er könnte, doch er konnte nicht. Nicht nachdem, was passiert war, was ihn zu diesem Handeln trieb. Knarzend öffnete er das Gartentor. Langsam ging er den Gartenweg entlang und zog den Dietrich aus der Tasche. Das Metall glänzte leicht in der fast untergehenden Sonne. Leise schob er den Universalschlüssel in das Schloss und drehte ihn langsam um. Das Schloss knirschte leicht, und er musste ein paar Mal ruckeln, doch dann öffnete sich die Tür. Er betrat den Vorflur des Hauses, das bald Zeuge einer schrecklichen Tragödie werden würde. Auf Zehenspitzen schlich er den Gang entlang, bis er das Schlafzimmer gefunden hatte. Der spartanisch eingerichtete Raum sah genauso aus wie auf dem Foto. Ein Bett, ein Schrank, eine Lampe, ein Stuhl. Schnell sah er sich um. Das Fenster war zu und verdunkelt, und auch sonst schien alles verlassen. Er atmete erleichtert auf. Sein Blick durchkämmte den Raum auf der Suche nach einem Versteck, und schon hatte er eines gefunden. Der Schrank! Leise ging er hinüber und öffnete die Tür. Er war leer, nur ein Anzug lachte ihn an. Schnell betrat er den kleinen Platz, der sich ihm dort bot, und kauerte sich nach dem Verschließen der Tür hin. Jetzt hieß es erstmal nur warten. Wenn seine Berechnungen richtig waren, dann durfte der Eigentümer erst in einer Stunde kommen. Und jetzt musste die Zeit verrinnen……..

Das Geräusch eines Schlüssels weckte ihn. Der Bewohner kam zurück! Sofort war er hellwach. Und war in Dunkelheit eingefangen. Erst wollte er schreien. Panik überfiel ihn. Doch dann fiel es ihm wieder siedend heiß ein: Er war in dem Schrank des Hausbewohners! Er war fast am Ziel! Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag, doch er zwang sich, ruhig die Ankunft des Einwohners im Zimmer ab zu warten. Endlich hörte er die heißersehnten Schritte im Zimmer. Angespannt zog er das Messer aus der Tasche und machte sich bereit für den Sprung, der ihn aus dem Schrank in das Zimmer und zurück zu seinem Opfer führen würde. Ja, Opfer. Jetzt dachte er wirklich daran, und wie erleichternd die Tatsache sein würde, seinen Feind tot zu sehen. Adrenalin schoss ihm ins Blut. Er dachte: „Jetzt oder nie!“. Und dann sprang er.

Die Tür flog – von der Wucht des Aufpralls aus den Angeln gerissen – zum Fenster, und er sah, dass dort, wo das Opfer seinem Gehör nach hätte stehen sollen, niemand war. Stattdessen stand er an der Tür, die Pistole lässig auf ihn gerichtet.

Mit einem Aufschrei warf er sich dem Feind entgegen, doch der Knall des Schusses stoppte ihn. Er schaute an sich hinab, und dann erst spürte er den Schmerz, dann erst sah er das frische, rote Blut an sich hinabtropfen. Seine letzten Worte waren: „Du Schwein!“, und er schleuderte das Messer auf sein Opfer. Und traf. Der Mann sank nur kurz nach ihm zu Boden, und dann war es ruhig, bis auf das stete Tropfen des Blutes auf dem Boden. Und so lagen Gerd Harg und Klaus Buor, zwei Erzfeinde, nun doch nebeneinander auf dem Boden, durch die Kälte des Todes vereint.

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