Paare: PUNKT.
28. November 2009 von Donna
Als deine Tochter beschloss, zu dir zu ziehen, hatten wir gerade unser gemeinsames Haus bezogen, das so neu und unverbraucht war wie unsere Beziehung. Hals über Kopf hatten wir uns verliebt und schnell entschieden, auch den Alltag miteinander zu teilen. Dass ich dich nun teilen sollte, passte mir gar nicht. Nächtelange Gespräche, das Erwägen des Für und Wider, letztendlich aber deine unverrückbare Aussage: Tochterwunsch vor allem anderen. Wir schaffen das, ihr werdet euch aneinander gewöhnen. Punkt.
Aneinander gewöhnen – das war anfangs gar nicht so einfach. Es galt Freundschaft zu schließen mit einem verwöhnten, früh pubertierenden Mädchen, das ständig versuchte, uns gegeneinander auszuspielen und vollkommen verquer zurückkam von den Wochenenden, die sie bei ihrer Mutter verbrachte. Nur langsam fand eine Annäherung statt, gewann ich ihr Vertrauen, ihren Respekt, ihre Zuneigung. Geduld war damals das Zauberwort, unser Zusammenleben zu dritt oftmals ein Balance-Akt.
Wir haben es geschafft, sind zusammen durchgegangen durch Liebeskummer, verhauene Klassenarbeiten, Feten, die unser Haus fast verwüsteten, scheinbar unlösbare Klamottenfragen, politische Grundsatzdebatten, Führerschein, Abitur.
Als sie all ihre Habseligkeiten packte, um in ihre Studentenbude überzusiedeln – weit weg von uns, wurde mir das Herz ganz schön schwer. Wir umarmten uns zum Abschied und sie sagte: “Hey, ohne dich wäre das alles nicht so gut gelaufen. Danke.”
Ich schaute noch lange dem Kleinlaster hinterher, ein langer Weg lag vor ihr. “Danke”, flüsterte ich und dachte darüber nach, ob jemals so viel Nähe zwischen mir und ihrem Vater hätte entstehen können, wenn sie nicht so einfach in unser Leben geschneit wäre.
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