Nach Hause
27. Januar 2009 von Donna
Es war nicht das verflixte siebte Jahr, das hatten wir locker überstanden, auch die folgenden zehn Jahre. Aber dann holte uns allmählich der Alltag schleichend ein. Wir kannten uns in- und auswändig, alles schien geregelt und berechenbar, Diskussionen um Grundsätzliches ausgetragen, Komfortzonen eingerichtet.
Es war kein Vorsatz. Es hatte sich so ergeben. Wie das klingt! Fast so, als wollte ich die Verantwortung für das Geschehene nicht übernehmen. Das Geschehene war meine Affäre, mein Seitensprung, meine Untreue, mein Verrat.
Es war nicht so, dass du kein Verständnis hattest, dass du mir Vorwürfe machtest. Du wolltest nur wissen , wie es weitergeht. Ich konnte es dir nicht sagen, wollte den Abstand von dir, wollte die Nähe zu mir wiederfinden, denn die hatte ich verloren.
Es war ungewohnt, eine eigene Wohnung zu haben, aber ich fühlte mich frei – unendlich frei. Ein neues Leben. Manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn ich an dich denken musste. Ich kam mir egoistisch und mies vor.
Es war die Hölle, als nach nur wenigen Wochen mein Verhältnis in die Brüche ging. Warum? Ich konnte es nicht begreifen. Alles schien mir zu entgleiten. Mit nichts war dieser Schmerz zu betäuben.
Es war dein Besuch. Eines Abends standest du vor meiner Tür. Ein langer durchdringender, aber liebevoller Blick von dir. In meiner Wohnung ein Chaos, ich selbst nachlässig gekleidet, ungeschminkt und mit strähnigen Haaren, mindestens schon zwei Gläser Rotwein weit.
Es war deine Umarmung.
Es war das, was du sagtest. “Ich bin gekommen, damit es dir leichter fällt, nach Hause zurückzukehren.”
Es war meine zögerliche Frage: ”Nach Hause?”
“Ja, nach Hause.”