Momentaufnahme: Reise in die Vergangenheit
30. März 2010 von Donna
Wenn die Familie ganz eng zusammenrückt, dann spürt man es doch irgendwie: Blut ist dicker als Wasser.
Nach vielen Anläufen ist es meiner Cousine und mir endlich gelungen gemeinsam Tante und Onkel zu besuchen. Es gibt viel zu erzählen, besonders die Tante erinnert sich an viele Dinge, die für uns ganz neu sind. Nein, als wir Kinder und Jugendliche waren, wurde darüber nicht gesprochen. Sie geht zurück in der Zeit, spricht von dem Tod ihrer Mutter, die im Krieg verstarb, als sie selbst 13 Jahre alt war, von den Schwestern und der weiteren Verwandtschaft. Ja, schwarze Schafe gab es immer. Thea war lange mit einem Bigamisten verheiratet, den hat sie dann aber hinter Gitter gebracht. Marie hat ein Kind nach dem anderen bekommen, sie hat sie in der ganzen Verwandtschaft verteilt, hat kein einziges wirklich großgezogen. Der Kurt hat sich damals! scheiden lassen und die Schwester seiner Frau geheiratet. Der Helmut kam mit einer evangelischen Verlobten, der streng katholische Vater verweigerte seinen Segen, ging nicht zur Hochzeit. …
Einige dieser Menschen kennen wir nur flüchtig, andere sind uns sofort vor Augen.
Weit nach Mitternacht sagt die Tante: „Ihr Mädchen seid bestimmt müde, ihr müsst jetzt ins Bett.“ Wir Mädchen schauen uns schmunzelnd an. Wie jung sind wir für sie, obwohl wir zusammen fast 100 Jahre alt sind?
Am nächsten Tag stehen für unsere Abreise zwei Proviantbeutel bereit. Inhalt: Obst, Schokolade, ein riesiges Kuchenpaket, selbstgekochte Marmelade. Fürsorge pur. „Kommt recht bald wieder, so viel Garantie ist auf uns nicht mehr drauf“, spricht sie eher leise…