Momentaufnahme: Herr Moppelmann – mo6
25. Januar 2010 von Donna
Zwei erwachsene Menschen gaben sich also sichtlich Mühe, das Beste aus der Verabredung zu machen. Zum Glück entschädigte sie das vorzügliche Essen und der erlesene Wein für einiges.
Nachdem Sibylle das mitgenommene Körpergewebe durch eine gezielte Maßnahme erfolgreich entlastet hatte, musste sie leider während des Hauptgangs feststellen, dass sich die nächste Katastrophe unter der linken Achsel anbahnte. Tapfer ertrug sie das, denn ein Ende des Abends war ja abzusehen.
Heinz Werner war auch nur mit eingeschränkter Aufmerksamkeit beim Gespräch. Er spielte in nebengedanklicher Aktion mehrfach die Verabschiedung von Sibylle durch, nachdem er sie nach Hause gebracht haben würde. Ein weiteres Glas Rotwein hätte ihm dabei bestimmt geholfen, aber das war als Autofahrer einfach nicht mehr erlaubt. So gönnte er sich ein üppiges Dessert, das seine Begleitung dankend ablehnte. Espresso? Ja, gerne.
Endlich, nach fast drei Stunden sprach er die von beiden ersehnten Worte – „Die Rechnung bitte!“
Nach weiteren 20 Minuten – er hatte darauf bestanden, sie zu ihrer Haustür zu begleiten – tauschten sie freundliche und in Teilbereichen nuanciert unterkühlte Höflichkeitsfloskeln aus.
Ende der Veranstaltung!
Sibylle konnte gar nicht schnell genug in die Wohnung kommen, um sich eines Accessoires zu entledigen, das sich im Laufe des Abends als Folterinstrument erwiesen hatte. Sie schminkte sich ab und schlüpfte in ihren Bequem-Pyjama – endlich war sie wieder sie selbst! Mit einem kühlen Bier, das sie aus der Flasche trank, machte sie es sich eingekuschelt vor dem Fernseher bequem. Sie konnte nicht ahnen, dass Herr Moppelmann, hätte er sie so sehen können, sich wahrschenlich Hals über Kopf in sie verliebt hätte…
Heinz Werner fuhr das Auto in die Garage. Er ließ die Fensterscheiben einen guten Spalt geöffnet, damit der Wagen auslüften konnte. Er hatte nur zwei Wünsche: einen Fernet Branca, der dem Dessert noch im Nachhinein Gesellschaft leisten sollte und eine ausgiebige Dusche, um sich auch der letzten realen oder eingebildeten Geruchspartikelchen zu entledigen. Im Bademantel genoss er später vor dem Fernseher einen guten Rotwein, der zu dem Film überhaupt nicht passte. Aber das war ihm egal, er wollte hier und jetzt über diesen Abend nicht nachdenken. Hätte Sibylle ihn so gesehen, sie hätte sich erstens gewundert, dass sie zufälligerweise den gleichen miesen Spätkrimi verfolgten – und zweitens hätte sie zugeben müssen, dass Herr Moppelmann in diesem Outfit extrem lässig und leger wirkte und kein bisschen förmlich.
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Nun, wie aus Frau Jennings vielleich dann doch Frau Moppelmann wird, das entscheidet die Autorin beim nächsten Mittagessen im Stehen am Küchentresen – mal sehen…
Vielleich ist die Geschichte aber auch beendet…