Momentaufnahme: Herr Moppelmann – mo3
22. Januar 2010 von Donna
Nun, gänzlich abgeneigt war Heinz Werner nicht. In seinem Alter und in seiner Position war es nicht einfach, entsprechende Frauen kennen zu lernen. Gut, er hatte nichts zu verlieren, den späten Nachmittagstermin mit einem Klienten konnte er problemlos verschieben und ein Plauderstündchen mit seiner Mutter, die er nach Hause fahren würde, war längst mal wieder fällig. Sein Wochenende würde damit deutlich entlastet werden.
Die erste Begegnung mit Sibylle verlief alles andere als optimal, aber letztendlich doch positiv. Seine Mutter stellte sie einander vor – sehr förmlich – sehr hanseatisch. Angenehm, blabla… Es entstand dieser vielsagende Moment, in dem sie sich sekundenschnell abscannten. Sibylle musste eiligst zum nächsten Patienten, so dass er schnell seine Chance nutzen musste. Mit seinem gewinnendsten Lächeln bedankte er sich bei ihr für die fachkundige Behandlung seiner Mutter, die unter ihrer Betreuung so gute Fortschritte gemacht hatte, sprach davon, dass man so etwas ja nicht mit Gold aufwiegen könne, aber vielleicht mit einer Einladung zu einem netten Abendessen beim Italiener. Viel zu schnell und fast unanständig offensichtlich zielgerichtet verließen die Wörter seinen Sprechapparat, so dass er über sich selbst erschrak. Doch Sibylle hatte schon entschieden, bevor das Wort ‚Einladung‘ sie überhaupt erreicht hatte und deshalb antwortete sie auf das Angebot: „Gerne, Herr Moppelmann, ich habe an diesem Wochenende noch nichts vor. Rufen Sie mich doch einfach an!“ Dabei streckte sie ihre Hand aus, um sich zu verabschieden.
Zufrieden hakte sich Frau Moppelmann Senior bei ihrem Sohn ein. Sie vergaß nicht, das linke Bein ganz bewusst etwas nachzuziehen – ein paar Termine musste sie unbedingt noch herausschlagen, jetzt, wo alles so gut lief, galt es unbedingt nah am Geschehen dranzubleiben.
Heinz Werner war auch zufrieden. Die Aussicht auf das Wochenende war nicht die schlechteste…