Momentaufnahme: Drübergelatscht I
13. August 2010 von Donna
Wie? Das soll jetzt auf einmal alles vorbei sein? Nicht mehr die Abkürzung über das Nachbargrundstück nehmen zu können? Das Kind zum Fußballspielen in den fremden Garten schicken? Schnell mal rüberhuschen und durch die offenen Terassentür eindringen bis ins Wohnzimmer, um der Nachbarin etwas mitzuteilen? Die Gartenmöbel ungefragt ausleihen? Sich an den Küchenkräuter bedienen? …
Wie unpraktisch doch der neue Zaun ist!! Da will sich doch tatsächlich jemand abgrenzen, da will mich jemand ausschließen, da nimmt mir jemand etwas von meinem Lebensraum, von meiner Bequemlichkeit.
Dagegen muss ich etwas tun, obwohl ich zugeben muss, dass alles sehr geschmackvoll ist. Wenn ich mir vorstelle, wie dann alles nett bepflanzt ist und zugewachsen, dann könnte ich sogar vor Neid ganz gelb werden – da entsteht ja ein kleines Paradies… Aber nicht mit mir! So nicht! Gegen diese beginnende Idylle muss früh genug angegangen werden – wehret den Anfängen. Wo kommen wir denn hin, wenn hier jeder macht, was er will?
Darüber muss gesprochen werden: Zaun zu hoch – Schattenwurf – Bedenken, dass die eigenen Pflanzen eingehen – Grenzbebauung – Beeinträchtigung des eigenen Lebensgefühls – Rechtsanwalt – Zaun unbedingt um drei (!) Zentimeter kürzen… Anspruch geltend machen, dass die Nachbarin auch die Pflanzen bezahlt, damit ich den Zaun von meiner Seite begrünen lassen kann…
Komisch, ich springe im Dreieck, meine Stimme wird lauter, überschlägt sich – und meine Nachbarin, die bleibt ganz cool.