Herr Moppelmann – mo 22 – Gyn-Günther
7. September 2010 von Donna
Harmonisches Wochenende bei Heinz Werner und Marlene… Erste zarte Gedanken, dass man diese Wochenendbeziehung vielleicht nicht auf Dauer aufrecht erhalten kann und Überlegungen, welches Gymnasium für Marlene wohl in Hamburg infrage kommen könnte…
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Sibylle schaffte es, pünktlich zur vereinbarten Zeit das Bistro zu betreten und musste ihren Blick gar nicht lange schweifen lassen, denn Günther erhob sich von seinem Platz, ging ihr entgegen und begrüßte sie mit einem Handkuss. Er sah noch besser aus als auf den Fotos und seine Gesamterscheinung war äußerst gepflegt, seine Kleidung sehr geschmackvoll und fast elegant. Kaum dass sie die Getränke bestellt hatten, nahm er ihre Hand, sah ihr tief in die Augen und sagte: „Dieses Wochenende gehört nur uns ganz allein, wenn du möchtest. Ich bin so froh, dich gefunden zu haben, du scheinst eine ganz besondere Frau zu sein. Erzähl doch einfach ein bisschen von dir, ich muss erst noch auf Wochenende umschalten, das war eine anstrengende Woche, die vielen Operationen – nicht ohne Komplikationen -, das war nicht ohne.“
‚Aha‘, dachte Sibylle, ‚der medizinische Bereich‘ und die Pause, die Günther einlegte, verlangte förmlich danach, dass sie nachfragen musste: „Du bist Arzt?“
„Ja, Gynäkologe, ich kenne die Frauen in- und auswändig. Ich komme aus einer Arztfamilie, mein Vater war Chefarzt in B. mein Bruder ist Professor und Chefarzt in M. – aber ich bin auf dem Boden geblieben, nein, einen Doktortitel brauche ich nicht, ich bin Günther Fecht und sehr erfolgreich, das reicht mir. Ich bin beratend tätig in den ganz großen Kliniken, wenn die nicht mehr weiter wissen, dann bin ich zur Stelle. Da kommt man viel rum, da arbeitet man ausschließlich mit den Kapazitäten zusammen, das fordert einen heraus. Außerdem halte ich öfters Gastvorträge an einigen Universitäten und setze mich dafür ein, dass die Inhalte des Medizinstudiums wieder gerade gerückt werden, die Studenten lernen ja heute nicht mehr das, was wirklich wichtig ist.“
‚Ganz schön viel Selbstdarastellung‘, dachte Sibylle, lehnte sich zurück und lächelte ihn unbeeindruckt an, was Günther wohl als Aufforderung sah, noch dicker aufzutragen. „Meine Operationsmethoden sind weltweit anerkannt, für die Fachkreise veröffentliche ich regelmäßig den Stand meiner Forschungsergebnisse…“
Die kleinen Snacks wurden gebracht – nun, und da man mit vollem Mund nicht spricht, war der Monolog unterbrochen. Sibylle hatte ein ungutes Gefühl bezüglich des gynäkologischen Wunderdoktors, oder sollte man ihn nach dieser kurzen Zeit schon als medizinisches Irrlicht bezeichnen?