Die Leiden des jungen Werther
30. April 2009 von Donna
Das Leiden – mein Leiden! – an diesem Abend nahm kein Ende.
Ja, es ist schwierig, einen Briefroman – zumal es sich nicht um einen Briefwechsel handelt – als Theaterstück überzeugend auf die Bühne zu bringen. Vielleicht ist es sogar unmöglich?
Unmöglich empfand ich diese Inszenierung, die sich als so modern ausgab.
Das Bühnenbild? Ach, wo war das denn?
Es gab keine Kostüme, die Schauspieler traten im Outfit der heutigen Zeit auf. Also nichts mit Werther-Look!
Werther in seinem rot-karierten Pulli litt sich reichlich überschwänglich durch den Abend, alles viel zu theatralisch, zu überzeichnet.
Lotte war fehlbesetzt, wirkte sie doch mit ihren gut geschätzten 35 Jahren reifer und berechnender als Goethes Figurengestaltung.
Albert im Hochzeitsanzug – naja – schleppte selbst das Sofa auf die Bühne und verteilte im Publikum Bonbons – natürlich Werthers Echte!
Die Souffleuse spielte dann selbst noch einen kleinen Part im Stück mit – war aber auch nicht der Gag!!!
Fazit:
23,50 Euro kann man besser anlegen.
3 Stunden Freizeit kann man eindeutig besser gestalten.
Ja, wäre ich mal meiner Intuition gefolgt, denn gleich in den ersten langen Minuten, als Werther lediglich den Text seiner eigenen Briefe ins Publikum schrie, wollte ich gehen. Gegangen sind viele Theaterbesucher nach der Pause, da waren dann sichtbar viele Plätze frei. Wenn es das erklärte Ziel war, Theatersäle leerspielen zu wollen dann ist das gut gelungen!!
Enttäuscht waren auch die vielen Oberstufenschüler, die den ‚Werther‘ als verpflichtende Lektüre in den Grund- und Leistungskursen zu bearbeiten haben und sich vielleicht die eine oder andere Inspiration holen wollten für ihre Interpretationsgrundlagen. Denn die nächste Klausur/Abiklausur kommt bestimmt…