Beitrag von FRANCIS zum Schreibprojekt im Februar 2010
20. Februar 2010 von Donna
FREUNDSCHAFT
Sie wusste nicht, wie sie in dieses Zimmer gekommen war, ihr Mund war trocken und ihre Stimme kam ihr selbst tonlos und irgendwie fremd vor. Gerade eben. In dem anderen Raum… Wenn doch nur die Entscheidung nicht so lange dauern würde, warum brauchten die nur so lange zur Beratung? In ihrem Kopf ging alles drunter und drüber – sie war sich so sicher gewesen, dass alles gut gehen würde. Und nun war alles offen – sie spürte das Gefühl der Panik in sich aufsteigen – nur nicht die Nerven verlieren, es hing ja nicht ihr Leben davon ab, nur ein klein wenig ihre nahe Zukunft, oder sah sie die Sache wieder einmal zu eng und war sie zu streng mit sich selbst?
Wenn es doch nur nicht so lange dauern würde, was gab es da zu reden? Sie hatte es verpatzt – basta. Dem gab es nichts hinzuzufügen.
Sie saß gedankenverloren auf dem harten Stuhl und betrachtete den Sekundenzeiger ihrer Uhr…tack….tack…tack…ihr kamen die letzten Monate in den Sinn, der Tod ihres Vaters, die damit verbundenen Schuldgefühle…tack…tack…tack…ihr Magen krampfte sich zusammen – – sie fühlte sich so unendlich allein.
Unterkriegen lassen wollte sie sich nicht von ihren Ängsten – schließlich sollte man ja lernen, diese zu überwinden. Aber das war oft so unglaublich schwer.
Sie stand auf und ging schnellen Schrittes einige Male in dem Raum auf und ab – öffnete das Fenster und atmete tief durch, doch es half alles nichts, sie würde sowieso nicht zur Ruhe kommen…
Plötzlich spürte sie jemanden dicht hinter sich stehen. Der nette Kollege, mit dem sie in den vergangen Monaten so viele wertvolle Stunden verbracht hatte – es handelte sich nicht um ein Liebesabenteuer, es war etwas ganz anderes als das. Es war…Gleichklang.
Es war seltsam, aber es gab so viele Übereinstimmungen zwischen ihnen, dass man sich schon fast ohne Worte verstand – –
Die fachlichen Diskussionen, die oft überlagert waren von ähnlichen Wert- und Moralvorstellungen, waren äußerst anregend und es fiel ihnen schwer, sich zu trennen, wenn sich erst einmal ein Gespräch entwickelt hatte. Die menschliche Komponente dabei war eine tiefe Sympathie und Verständnis für die Sorgen und Nöten des Anderen.
So gesehen eine solide Basis für eine partnerschaftliche Beziehung, doch darum ging es ihnen nicht.
Es war einfach: Freundschaft!
Sie war dankbar für seine Nähe, er machte ihr Mut, zwinkerte ihr aufmunternd zu, legte seine Hand ganz leicht auf ihre Schulter und so standen sie schweigend am Fenster und warteten gemeinsam.
Ach ja, sie hatte ihr Examen mit „sehr gut“ bestanden.