Beitrag von DONNA zum Schreibprojekt im Februar 2010
20. Februar 2010 von Donna
B.A.R.O.L.O.
Sie wusste nicht, wie sie in dieses Zimmer gekommen war in diesen frühen Morgenstunden, die vielleicht zu einem Sonntag im Frühsommer gehörten. So genau war ihre Kenntnis bezüglich der Zeitabläufe nicht.
Die Räumlichkeiten waren hell, die Einrichtung geschmackvoll. Sie sah sich um und nahm erst einmal Platz auf dem gemütlichen Sofa, um sich auszuruhen. Auf dem Couchtisch standen zwei Rotweingläser vom Vorabend – das mit den blassen Lippenstiftspuren war noch zur Hälfte gefüllt – erst leckte sie an den vollen Mundabdrücken auf dem Glas, dann trank oder besser nippte sie ein wenig von der abgestandenen Flüssigkeit. Den Geschmack kannte sie, er erinnerte sie an etwas, was mit großer Leichtigkeit, aber auch unkontrollierter Bewegungsfähigkeit zu tun hatte. Davor hatte sie im Moment große Angst. In fremden Räumen durfte sie nichts riskieren, das war ihr bewusst.
Sie schaute sich um und nahm die vielen großen Pflanzen wahr – ’so viel Natur mit Mauern drumherum‘, dachte sie für einen kurzen Moment, dann zog sie das Getränk wieder in den Bann – sie nippte wieder und wieder, dieses Mal mit Genuss und spürbarer Wirkung, die sie sehr unruhig werden ließ. Fast hektisch schwirrte sie durch den Raum, befühlte den Stoff der Vohänge, strich über den Staub der obersten Regalbretter, tauchte ein in die Dunkelheit unter dem Sofa, wo sie eine einsame Erdnuss fand, tauchte auf in die Helligkeit und wurde in den Bann gezogen von einem unordentlichen Zeitungsstapel, neben dem sie einen Augenblick verweilte.
Sie wollte Kraft schöpfen, um dem Drang nachkommen zu können, nur noch ein letztes Mal von diesem köstlichen Nass zu probieren. Der Weg erschien ihr unüberwindbar, aber nach einer guten Verschnaufpause gelang es ihr endlich. Das kühle und glatte Glas bot ihr aber in ihrem Zustand nur recht wenig Halt – und ohne sich noch einmal vergnügt gütlich zu tun an dem Barolo, verlor sie jeglichen Halt, stürzte in die dunkelroten Wogen, in denen sie ertrank – die Fliege.