Beitrag von Donna zu Donnas Schreibprojekt im September 2009
18. September 2009 von Donna
MIT EINEM SCHWEIN AUF WOLKE SIEBEN
Die einzige Möglichkeit, Klarheit in diese Angelegenheit zu bringen, sah ich darin, einen Brief zu schreiben… Aber wie redet man jemanden wie dich an? Hallo Gitti! – zu nett! – Liebe Gitti! – ne, geht gar nicht! Also:
An dich!
Wenn wir uns darauf einigen könnten, dass du nicht mein Glück zerstört hast und ich nicht das Deine, dann könnten wir vielleicht sogar miteinander reden. Aber deine massiven Vorwürfe am Telefon ließen mich das Gespräch schnell beenden. Nachdem ich aufgelegt hatte, verharrte ich lange in einer Art Vergangenheitsnebel, der sich erst lichtete, nachdem ich wirklich noch einmal die letzten Jahre Revue passieren ließ, um mich dann mit gebührendem Abstand an deinem letzten Ausspruch entlang zu hangeln.
„Dieses Schwein, mit einem behinderten Kind lässt er mich sitzen und du, du hast dich an den einzigen Mann rangemacht, den ich jemals in meinem Leben wirklich geliebt habe“, hast du gestern ins Telefon geschrien.
Wirklich, man kann diesen Satz missverstehen, aber nur, wenn man glaubt, es handele sich um ein und denselben Mann. Das ist aber nicht so.
Das Schwein ist Thorsten, mit dem ich verheiratet war, mit dem du verheiratet bist, der jetzt aber mit einer anderen Frau zusammenlebt.
Das behinderte Kind ist euer kleiner Andi, er kam kurz nach meiner Scheidung von Thorsten auf die Welt, als unsere Zwillinge noch nicht mal zwei Jahre alt waren.
Mich, das bist du, meine ehemals beste Freundin Gitti, die eine günstige Gelegenheit abwartete, um sich Thorsten zu schnappen in einer Zeit, als ich mich fast rund um die Uhr um die frühgeborenen Zwillinge kümmern musste und für Thorsten wirklich zu wenig Aufmerksamkeit übrig blieb.Viel zu unbequem empfand er diese zermürbende Situation, viel leichter eine Beziehung mit dir. Kurzerhand ließest du Martin, deinen langjährigen Lebensgefährten, über die Klinge springen. Schluss. Aus.
Du das bin ich, Thea. Den doppelten Verrat konnte ich damals nur schwer ertragen, fast wäre ich daran zerbrochen. Ich zog aus dem Haus aus, das ich liebevoll eingerichtet hatte für eine kleine Familie und in dem du, Gitti, dich nicht schnell genug breitmachen konntest.
Der einzige Mann ist Martin, dein ehemaliger Lebensgefährte, mein zukünftiger Ehemann. Ja, Martin war für uns da und ich für ihn, wir haben uns geholfen, aufgefangen, geredet und geweint – in aller Freundschaft, während Thorsten und du auf Wolke sieben schwebtet und um euch herum alles vergaßt. Der Schmerz verging, das Lachen kam langsam wieder, erst da haben wir gemerkt, dass uns mehr verbindet als Freundschaft, wahrscheinlich haben wir so lange gebraucht, um frei zu werden für eine neue Liebe, eine Liebe, die auch starken Stürmen standhält.
Komisch, dass du gerade jetzt wieder in unser Leben schneist und realisierst, dass ich schon wieder mit dem Mann zusammen bin, den du momentan so gut gebrauchen kannst und zu dem du nun wieder zurück willst.
Martin und ich sagen dir hiermit in aller Deutlichkeit: Dies ist ein abschlägiger Bescheid!
Thea