Adventsbasar – Der zweite Keks
2. Dezember 2009 von Donna
Nun, eigentlich wollte ich nur eine kurze Momentaufnahme schreiben, aber dann purzelten so viele Erinnerungen auf einmal direkt auf und in die Tastatur, so dass jetzt eine ganze Geschichte entsteht – das war nicht geplant. Ehrlich gesagt, ist das Schreiben auch viel schöner als die textgebundenen Erörterungen in der Oberstufe zu korrigieren… Da die Arbeit aber leider vorgeht, gibt es die Geschichte in Fortsetzungen. Den Geschichtenanfang könnt ihr hier lesen.
Habt einen schönen Tag – Donna
Der zweite Keks
Ich gab die Anweisung, die großen Kisten mit den Kekstüten in unseren Klassenraum zu bringen. Am nächsten Tag würde ich gleich in den ersten beiden Stunden genau hier unterrichten. Bis dahin hatte ich genügend Zeit, mir mein weiteres Vorgehen zu überlegen. Auf dem Nachhauseweg überkam mich eine große Traurigkeit und ein bisschen übel wurde mir auch, wenn ich daran dachte, dass von Jacquelines Speichel vielleicht auch etwas in den Keksen gewesen war, die ich mit so viel Appetit probiert hatte. Jacqueline…sinnierte ich, dieses zarte, unscheinbare Mädchen, das noch nie auffällig geworden war und das mit niemanden in der Klasse so richtig befreundet war.
Mit gemischten Gefühlen betrat ich den Klassenraum am folgenden Morgen. Nach der Begrüßung fragte jemand: „Und, warum haben wir die Kekse nicht zu den anderen Basarsachen ins Lager gebracht? Sollen die jetzt noch vier Tage hier rumstehen?“ Dankbar nahm ich die Frage auf und antwortete: „Nun, was würdet ihr sagen, wenn ihr all dieses Gebäck selbst verputzen könntet?“ – Lautes Murmeln und Begeisterung. Ich nahm eine Plätzchentüte, öffnete sie und fuhr fort: „Der einzige Haken dabei ist, dass jemand in den Teig gespuckt hat. Also, was sagt ihr? Lecker? Wer möchte?“, und dabei hielt ich die Tütenöffnung den Schülern in der ersten Reihe entgegen, die aber dankend ablehnten. Es wurde laut, Empörung machte sich breit. Ich sah zu Jacqueline, die mit hochrotem Kopf und mehr als peinlich berührt am liebsten in dem Erdboden versunken wäre.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sich die Lautstärke wieder auf ein erträgliches Niveau reduziert hatte. „Aber das heißt, dass wir dieses Jahr keinen Stand haben werden als einzige Klasse!“, kam es aus der hinteren Reihe. „Richtig! So wie es momentan aussieht, läuft es darauf hinaus“, stellte ich fest, „es sei denn, dass wir gemeinsam nach einer Lösung suchen – und nicht nach irgendeiner, sondern unter der Vorgabe, dass wir alle an einem Strang ziehen, wenn der Verursacher oder die Verursacherin sich sichtlich bemüht, den Schaden irgendwie wieder gut zu machen. So wie ich euch kenne, spuckt hier niemand einfach so in den Teig. Also, die Klassensprecher bitte nach vorne, ihr leitet wie gewohnt die Diskussion.“ Ich setzte mich auf einen der freigewordenen Plätze. Wenn ich jetzt etwas sagen wollte, musste ich mich melden wie alle anderen auch.