Neues von Herrn Moppelmann – mo8
2. April 2010 von Donna
Auch Sibylle erwachte spät an diesem Sonntag. Gerne hätte sie sich noch einmal rumgedreht und weitergeschlafen, aber ein dumpfer Kopfschmerz ließ das nicht zu. Als dann die Erinnerungen an den letzten Abend blitzartig in ihr Bewusstsein drangen, war sie wacher als gewünscht. In der Küche hörte sie ihre Tochter hantieren und sie wünschte sich so sehr, dass sie ihr das Verlangen nach einem großen Becher Milchkaffee telepathisch zukommen lassen könnte. Missmutig taperte sie ins Bad, wo die Kleidung, die sie abends ausgezogen hatte, nicht besonders ordentlich über dem Badewannenrand hing. Nachdem sie sich die Zähne geputzt hatte, schnappte sie sich kurzerhand den BH, den sie irgendwie für den misslungenen Abend verantwortlich machte, und ging in die Küche. Sie brummelte nur ein Guten Morgen und warf ihn mit einer theatralischen Geste in den Müll.
„War wohl nicht so prickelnd gestern – oder?“, fragte Sabrina, deren Hände in einem klebrigen Teig steckten, „Mama, du kommst genau richtig, die Mehltüte da hinten, ich komm nicht dran.“
„Nö, war nicht so prickelnd“, antworete sie, “ ich helfe dir sofort, aber erst einmal setze ich den Kaffee auf. Was soll das werden?“
„Quarkbrötchen, sieht im Moment aber noch nicht danach aus, ich hoffe, das wird noch…“
Während der Kaffe durchlief, schüttete Sibylle immer wieder Mehl auf den Teig, den Sabrina sorgfältig knetete und dann zu kleinen Brötchen formte. Sie war sehr konzentriert dabei und erst als das Blech mit dem Gebäck im Ofen war, purzelten die Fragen aus ihr heraus. „Und, habt ihr euch geküsst, wenigstens so zum Abschied? Seht ihr euch wieder?“
Sibylle musste nun doch lachen. „Nein, wir haben uns nicht geküsst und wir werden uns auch nicht wiedersehen.“ Und ernster fügte sie hinzu: “ Es war die reinste Katastrophe mit uns!“
„Ja, Mama, das ist ja nichts Neues, irgendwie scheinst du für Beziehungen wenig Talent zu haben. Hoffentlich habe ich das nicht geerbt.“
Der erste Schluck Kaffee tat gut, der zweite und dritte auch. Gemeinsam warteten sie darauf, dass die Brötchen fertig wurden, die sie noch ganz warm mit gesalzener Butter und Marmelade aßen.
Der Sonntag hatte also besser begonnen als der gestrige Abend geendet hatte.