Momentaufnahme: Mit dem stimmt doch was nicht
1. März 2010 von Donna
Diese kleine Episode gehört in die Rubrik „Große Ohren – Mitgehörtes“.
„Nee, richtig leiden konnte ich den schon vor dreißig Jahren nicht…“, sagt sie, „wie meine Cousine den da anschleppte zum Geburtstag unserer Tante… Das war damals nämlich immer ganz schön, mit der ganzen Familie um den Kaffeetisch, die vielen Torten und ein Schnäpschen oder Likörchen gab’s da auch. Aber der, der saugte sich vor unseren Augen an ihr fest und ließ nur von ihr, wenn er sich das eine um das andere Kuchenstück reinschaufelte. Wo der das nur lassen konnte… Als alle fertig waren, schnappte er sicht die Platte mit dem Obstkuchen, fragte, ob noch jemand etwas wolle, kratzte die restliche Schlagsahne aus der Schale, hat die über den gesamten Kuchen verteilt, nahm dann seine Kuchengabel und aß alles auf, direkt von der Platte! So was macht man doch nicht! Überleg mal, der war das erste Mal bei uns! Unglaublich! Und damals dachte ich schon, mit dem stimmt doch was nicht. Naja, die beiden haben dann ziemlich schnell geheiratet. Und damals, da habe ich schon gesagt, wenn das mal gut geht, der hat sie ja gar nicht mehr losgelassen. Man konnte überhaupt kein Wort mehr mit ihr reden, ohne dass er dabei war. Nee, das gute Verhältnis zu meiner Cousine, das konnte ich knicken. Schade eigentlich. Aber immerhin, silberne Hochzeit haben sie gefeiert – letztes Jahr. Da war ich aber gar nicht eingeladen, wir hatten die ganzen Jahre über kaum noch Kontakt, und das war mir auch ganz recht so. Nee, man muss gar nicht dabei gewesen sein, man kriegt auch so jede Menge mit. Die Trudi nämlich, die war auf der Feier, und die hat gesagt, du, da ist was im Busch, das geht nicht mehr lange gut, das kannst du mir glauben, Glück sieht anders aus, ich gebe denen noch höchstens ein bis zwei Jahre, dann sind die auch auseinander, ich habe das im Gefühl, ehrlich. Und Recht hat sie gehabt, die Trudi, das hat noch nicht mal ein Jahr gedauert und Peng, da kommt das doch tatsächlich raus, dass er schon seit zweieinhalb Jahren eine Andere hat, gleich in der Nachbarschaft, nur 300 Meter weiter. Als ich das erfuhr, da dachte ich, da rufe ich an, meine Cousine braucht mich jetzt. Die muss das doch alles loswerden. Und da haben wir über eine Stunde gequatscht so wie früher. Keine Chance hat sie gehabt. Vor vollendete Tatsachen hat er sie gestellt, dieses Ansaug-Kuchenmonster. Ist einfach ausgezogen mit Sack und Pack über die Straße, sogar sein Name steht schon an der Wohnungstür. Und jetzt kommt’s, man kann das nicht begreifen: Sie will ihn zurück! Ehrlich!“