Lesetipp: Ein Jahr Leben
14. Januar 2009 von Donna
Ein bisschen schleppend fängt es ja schon an. Aber ich bin froh, dass ich durchgehalten habe.
In diesem Roman ist eine Frau – Edda – auf der Spur ihres eigenen Lebens. Dazu nimmt sie sich von ihrer Ehe ein Jahr Auszeit, das sie in Schottland verbringt. Dort begegnet sie 23 Jahre nach einer außerehelichen Beziehung ihrem Geliebten Friedrich wieder, von dem sie sich zwischenzeitlich ein Idealbild gemacht hat. Einfühlsam und mitreißend beschreibt Brigitte Blobel, wie Edda zu sich selbst findet und die richtigen Entscheidungen trifft, die sie von ihrer Vergangenheit befreien. „Ich habe aufgeräumt in meiner Seele“, sagt sie am Ende.
Hier ein Auszug aus einem Gespräch zwischen Edda und Friedrich:
Edda schüttelte den Kopf. „Ich hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen, Friedrich. Es hat mich gequält, dass ich dich unglücklich gemacht habe. Dass ich so feige war, damals. Ich wollte nur noch weg, wollte dich vergessen…“
„Aber es hat nicht funktioniert.“ Friedrich lächelte. er war immer noch totenbleich und er zitterte. Aber er lächelte, als würde er am Ende doch noch als Sieger von der Bühne gehen. „Weil unsere Geschichte nicht zu Ende war. Die Fäden hingen noch in der Luft. Da.“ Er deutete an die Decke. „Da hing dein unvollendetes Leben und gleich daneben meines, wie zwei Wollfäden. Immer wenn ein Wind durch das Zimmer ging, schwebten die Enden aufeinander zu, und manchmal war es, als würden sie sich fast berühren. Dann sah es so aus, als würden sie dabei Funken schlagen und verbrennen. So war das doch, oder?“
Brigitte Blobel – Ein Jahr Leben – List-Verlag – ISBN: 978-3-471-79549-1