Paare: Beziehungschaoten
27. Februar 2009 von Donna
Vor zwei Jahren. Bei Freunden lerne ich dich kennen als Ehemann und Familienvater. Fürsorglich, engagiert, sympathisch. Ich bin beeindruckt, wie du mit deinen beiden Töchtern umgehst, deiner Frau fast jeden Wunsch von den Augen abliest, wie du auf dir fremde Menschen zugehst und mit ihnen redest.
Es gibt andere Gelegenheiten, wo ich dich mit deiner Familie wiedertreffe, mittlerweile gehört ihr zum Freundeskreis dazu. Es ist schön mit euch.
Beruflich werde ich ins Ausland versetzt, raus aus deutscher Gemütlichkeit und aus meinen Gewohnheiten, neue Herausforderungen – San Francisco entschädigt mich für einiges.
Nach langer oder kurzer Zeit – ich kann es gar nicht sagen – kehre ich nach Deutschland zurück. Es gibt eine Welcome-Party für mich. Wiedersehensfreude, Tränen, das Gefühl der Geborgenheit, die unendliche Freude, wieder daheim zu sein. Auch du begrüßt mich, nimmst mich das erste Mal in den Arm – und das fühlt sich so ganz besonders an – oder bilde ich mir das nur ein? Du bist allein da. Irgendwann zu späterer und ruhigerer Stunde finden wir Zeit für ein Gespräch. Ich kann es nicht fassen – du, getrennt von deiner Familie? – Deine Frau lebt mit deinem besten Freund zusammen? Wie konnte das passieren? Du weißt es genau und erzählst es mir. Es scheint, als sei ich trauriger als du.
Wir treffen uns ab und zu, gehen essen , ins Kino, manchmal besuchen wir eine Ausstellung. Auf deine Umarmungen zur Begrüßung und zum Abschied freue ich mich Stunden vorher. Und ich liebe unsere endlosen Gespräche über alles Mögliche, oft aber auch über unsere vergangenen Beziehungen – eigentlich sind das unsere Therapiestunden, so bezeichnen wir das mittlerweile. Und wir sind uns so vertraut, so nah, so ängstlich.
Und wir zwei Beziehungschaoten überwinden unsere Angst.
Als ich am Morgen neben dir aufwache, blinzelst du mich an. “Willkommen in meinem Leben”, sagst du – und ich bin gespannt, wie es zu meinem Leben passen wird.
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